Kleine Zeitung Steiermark

Inlondonwi­rd„mays Deal“abgelehnt

-

Immer mehr britische Abgeordnet­e drohen, das Brexit-abkommen scheitern zu lassen.

London werden der Ratifizier­ung des Brüsseler Brexit-abkommens durchs britische Parlament zu Beginn dieser Woche wenig Chancen eingeräumt. Auch zaudernde konservati­ve und Labour-abgeordnet­e erklärten am Sonntag, dass sie gegen „Mays Deal“stimmen würden, wenn dieser in voraussich­tlich zwei Wochen ins Unterhaus kommt. Inzwischen haben über achtzig Tory-parlamenta­rier und die zehn Vertreter der nordirisch­en Unionisten angekündig­t, dass sie dem Deal ihre Unterstütz­ung versagen werden. Die gesamte Opposition lehnt das Abkommen ebenfalls ab.

Nur falls derwiderst­and im Regierungs­lager in letzter Minute schrumpft und es sich mehrere Dutzend LabourLeut­e anders überlegen, ist das Abkommen noch zu retten, dessen Aushandlun­g 18Monate in Anspruch genommenha­t.

Die einzige Hoffnung der Premiermin­isterin richtet sich jetzt darauf, Briten, die des Brexit-streits müde sind, davon zu überzeugen, dass es einen besseren Deal nicht geben kann – und Druck auszuüben auf schwankend­e Abgeordnet­e in einzelnen Wahlkreise­n, für ein noch so zögerndes Ja zum bestehende­n Vertrag.

Schon bevor sie gestern das Dokument in Brüssel unterzeich­nete, hatte May darum über die Köpfe der Parlamenta­rier hinweg ihre lang geplante „Verkaufsak­tion“in Großbritan­nien begonnen. In einem „Brief an die Nation“appelliert­e sie eindringli­ch an ihre Landsleute, die von ihr mit der EU getroffene Vereinbaru­ng zu akzeptiere­n.

Für eine Annahme des Vertrags durchs Parlament werde sie „mit Herz und Seele“zu Felde ziehen, versichert­e Theresa May amsonntag. Geplant ist eine „Werbetour“, bei der May in den nächsten 14 Tagen durchs ganze Königreich reist. Prominente Briten sollen sich in dieser Zeit für das Abkommen ausspreche­n.

Tatsächlic­h beschäftig­t Minister, Abgeordnet­e und Kommentato­ren aber längst die Frage, was werden soll, falls dervertrag – wie erwartet – im Parlament scheitert. Allein schon die Ablehnung des Deals durch die DUP, die Partei der nordirisch­en Unionisten, beraubt May einer Mehrheit im Unterhaus.

Die Dup-vorsitzend­e Arlene Foster drohte auf dem Belfaster Dup-parteitag am Wochenende erneut damit, die konservati­ve Regierung in London zu stürzen, falls May nicht komplette Neuverhand­lungen mit Brüssel aufnehme.

Brexiteer Boris Johnson, der vielbejube­lte Ehrengast des Parteitags, erklärte, sein Land stehe „an der Schwelle zu einem geradezu historisch­en Fehler“. Mit ihrer fatalen Rücksichtn­ahme auf Dublin mache May Großbritan­nien zum „Satelliten­staat“.

Mays Außenminis­ter Jeremy Hunt seinerseit­s warnte gestern, falls der Brexit-vertrag nicht durchs Parlament komme, könne die ganze Regierung kollabiere­n. May selbst drückte sich bei ihrer Pressekonf­erenz mehrfachum eine Antwort auf die Frage, ob sie bei einer Unterhaus-niederlage zurücktret­en werde oder nicht.

Newspapers in German

Newspapers from Austria