In Männerdomäne erfolgreich
Nicole Gutmeier (24) verlor auf tragischeweise ihren Papa und Chef, behauptet sich in einem Männerberuf und schloss jetzt ihre Lehre erfolgreich ab.
mit drei Jahren war sie auf den Dächern der Oststeiermark daheim. Gemeinsam mit ihrem Papa Erwingutmeier, der bis zu einem tragischenunfall eine Dachdecker- und Spenglerfirma in Altenmarkt bei Fürstenfeld leitete, fuhr sie zum Besichtigen der Baustellen und war als „Erste am Dach oben“, wie Nicole Gutmeier erzählt. Schon damals entdeckte sie die Liebe zu diesem männerdominierten Beruf, dessen Lehre sie erst mit 20 Jahren begann und jetzt erfolgreich abschloss.
„Mit 15 wollte mich Papa nicht in diesen Männerberuf gehen lassen. Er hatte Angst um mich“, lacht Gutmeier, die auch gelernte Restaurantfachfrau ist. Mit 20 habe sie ihn vor die Wahl gestellt: „Entweder ich lerne bei dir oder woanders.“Das ließ sich der Papa dann doch nicht nehmen und
Zur Person
Nicole Gutmeier aus Altenmarktwurdeam25. Oktober 1994 geboren.
Nach einem schweren Schicksalsschlag schloss sie die Lehrabschlussprüfung als Dachdeckerin mit Auszeichnung und jene als Spenglerin mit gutem Erfolg ab.
stellte seine Tochter ein. „Ich war schon immer ein bisserl der ,Bua‘ in der Familie“, schmunzelt Gutmeier, die noch eine Schwester hat.
Die Zeit in der Firma ihres Vaters sollte aber nur zwei Jahre dauern. 2016 fiel ihr Vater vom Dach und zog sich dabei tödliche Verletzungen zu. „Ich war dabei. Seither kriege ich das Bild nicht mehr aus meinem Kopf und gehe nicht mehr so gern aufs Dach.“ KK
Diese Angst hat die Firma Meisterdach aus Fürstenfeld ernst genommen und Nicole Gutmeier eingestellt, nachdem der Familienbetrieb nach dem Tod des Vaters geschlossen worden war. „Zuerst wollte ich alles hinschmeißen“, sagt die 24-Jährige, und hat es doch nicht getan. Jetzt hat sie ihre Lehre mit Auszeichnung (Dachdecker) bzw. mit gutem Erfolg (Spengler) abgeschlossen.
„Ich wollte es meinem Papa beweisen. Ich habe mir gedacht, er schaut mir sicher von oben zu und wäre stolz auf mich“, sagt sie und erinnert sich gern an die gemeinsamen Stunden auf dem Dach. „Er hat mir die Arbeit sicher erleichtert, mich aber auch gefordert.“
ihres Erfolgs ist es in der Branche als Frau nicht immer ganz einfach. „Dumusst dich schon durchsetzen und dich beweisen.“Vor allem in der Berufsschule hätten ihre männlichen Kollegen – Gutmeier war die einzige Frau in ihrem Jahrgang – immer gedacht, sie bekomme vieles geschenkt. Wenn sie allerdings mit dem 30-Tonnen-kran zu Baustellen unterwegs war, dann hätten alle gestaunt. „Das war schon ein cooles Gefühl. Alle hatten plötzlich Respekt vor einem.“
Anderen Mädchen will die 24-Jährige Mut machen, handwerkliche Berufe zu erlernen. „Es gehören viel mehr Frauen in solche Berufe.“Gutmeier selbst will in der Branche bleiben und vielleicht sogar die Unternehmerschule und die Meisterprüfung machen. Und dazwischen sollten Familiengründung und Hausbau auch noch Platz haben.