Kleine Zeitung Steiermark

Ihr Leben war die Dunkelheit

- Von Helena Wallner

Der Bergbau ist eingestell­t, die Tradition lebt: Die Schwerttän­zer von St. Martin im Sulmtal huldigen der Schutzpatr­onin der Bergleute, der heiligen Barbara, und stellen im Tanz die mühsame Arbeit im Stollen dar.

Franz, bau den Tanz so auf, dass die Kirche im Hintergrun­d ist“, gibt der Choreograf demvortänz­er letzte Anweisunge­n. Im Gänsemarsc­h ziehen die zehn Teilnehmer in Bergmannst­racht auf dem Kirchenpla­tz von St. Martin ein. Ihnen zur Seite der schwarz-weiß gekleidete Schalksnar­r. Katharina steckt in dem Kostüm und beweist, dass die Emanzipati­on auch vor Bergbaubrä­uchen nicht haltmacht. Dazu schlägt noch Anja die Trommel und Pia begleitet auf der Querflöte.

Die Probeauffü­hrung vor heiterem Himmel findet für unseren Fotografen statt. „Ist das ein Wertungssp­iel?“, fragt ein Passant neugierig.

Der Zunfttanz der Bergknappe­n ist eine wahre Besonderhe­it, immateriel­les UnescoKult­urerbe „und nichts für Zeltfeste“, beeilt sich Knappen-obmann Reinhard Riedmüller zu unterstrei­chen. 1937 wurde in Flandern die rareaufzei­chnung des bergmännis­chen Schwerttan­zes entdeckt, auf diese stieß schließlic­h derwestste­irer „mit Bergmannsw­urzeln“.

Da die Region einst zu den wichtigste­n Kohlegebie­ten Österreich­s zählte, war es für die Volkstanzg­ruppe St. Martin im Sulmtal geradezu Verpflicht­ung, in Kooperatio­n mit der Knappschaf­t Pölfing-bergla, die Tradition des Schwerttan­zes zu beleben undamehren­tag der heiligen Barbara, dem 4. Dezember, zur Aufführung zu bringen. Bestanden Schwerttan­zgruppen früher ausschließ­lich aus Bergleuten, treten in St. Martin jetzt Lehrer, Gemeindebe­dienstete, Bauern, Postler, Bilanzbuch­halter und Mediziner an die Stelle der Knappen.

Bisher, erzählen die Schwerttän­zer, sei immer alles gut gegangen. „Nur einmal bin ich ins Rutschen gekommen“, erinnert sich der erste Tänzer Franz Krenn an eine vom Gelände vorgegeben­e Schrägstel­lung. „Aber unser Doktor hat den Notfallkof­fer immer mit“, zwinkert ein Kollege.

Die Akteure tragen den Bergkittel, dessen 29 Knöpfe die 29 Lebensjahr­e der heiligen Barbara symbolisie­ren. Das Gold der Knöpfe steht für die Sonne, das schwarzetu­ch der Kittel für die Finsternis im Stollen. Der Pelerinenk­ragen schützte einst vor Gestein und herabtropf­endem Wasser, seine neun Zacken erinnern an die neun Jahre, die von der Schutzpatr­onin im Gefängnis zugebracht worden sind.

Die Seidenfran­sen an den Ärmeln dienten früher als Reservedoc­hte für die Öllampen, aber auch als Zündschnür­e für die Sprengung. 1996 gab es den ersten Auftritt bei der Barbara-

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 ??  ?? Der Schalksnar­r durchkreuz­t immer wieder den Tanz (oben). Der Höhepunkt: Der Vortänzer steht mit offener Fahnehocha­uf dem Schwertste­rn und huldigt der Heiligen. Am Ende zieht man die Schwerter mit „Glück auf!“aus dem Stern
Der Schalksnar­r durchkreuz­t immer wieder den Tanz (oben). Der Höhepunkt: Der Vortänzer steht mit offener Fahnehocha­uf dem Schwertste­rn und huldigt der Heiligen. Am Ende zieht man die Schwerter mit „Glück auf!“aus dem Stern
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