Kleine Zeitung Steiermark

„Er war in Wirklichke­it ein armer Kerl“

- Von Wilfried Rombold

Als August Janisch am 3. Dezember 1993 gegen 11 Uhr in seiner Pfarrkanzl­ei einen Brief öffnet, explodiert der Umschlag in seinen Händen. Der Hartberger Pfarrer ist erstes Opfer einer Bombenseri­e, die Österreich noch drei Jahre lang in Atem halten soll. Bombenbaue­r Franz Fuchs wird im Oktober 1997 festgenomm­en. Janisch, 76 Jahre alt, lebt heute als Pater im Zisterzien­serstift Rein nördlich von Graz.

Man nannte Sie den Flüchtling­spfarrer von Hartberg. Wie kam es zu dieser Zuschreibu­ng?

AUGUST JANISCH: Ich glaube, das haben die Medien geprägt. Ich war Pfarrer für alle. Dazu gehören auch die Ärmsten, die die meiste Hilfe brauchen. Was ich damals von den Flüchtling­en aus dem Jugoslawie­nkrieg alles an Schicksale­n erfahren habe! Dann als Pfarrer zu sagen, das geht mich nichts an, geht wohl nicht. Es gab schon etliche Ratschläge, ich sollte mich mehr um die Liturgie kümmern und der Pfarrgemei­nde mehr Zeit widmen. Worauf ich dann im Pfarrblatt geschriebe­n habe: Es soll sich bitte einer melden, für den ich keine Zeit hatte.

August Janisch nach dem Anschlag vom 3. Dezember 1995 im Spitalsbet­t. Die Briefbombe verletzte ihn schwer

LUNGHAMMER

Pater August Janisch (76) wurde vor 25 Jahren das erste Opfer der Briefbombe­n von Franz Fuchs. Noch heute engagiert er sich für Flüchtling­e.

Gab es auch offene Ablehnung?

Nein, ich konnte die Leute sogar motivieren, dass sie dieherausf­orderung angenommen haben, das zu tun, was menschenmö­glich ist. Wir haben ja nicht die Flüchtling­e nach Hartberg ein-

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