Das Notizheft
habe zwar keine Therapie gemacht, aber ich bin trotzdem immun: Die pickigen und proppenvollen Punschstände lasse ich lässig links liegen, die Einkaufskarawanen ziehen hektisch rechts an mir vorbei. In der Mitte gehe ich lächelnd meiner Wege und denke mir: Aha, hat er also doch schön gewirkt, der letzte Lebensratgeber.
Sie wissen schon, das sind diese Bücher, die in den Buchhandlungen neben den Kochbüchern mittlerweile den meisten Platz einnehmen. Natürlich beginnen alle Lebensratgeber damit, dass vehement betont wird, dass dies eigentlich gar kein Lebensratgeber sei – und dann folgen viele, viele, viele gute Ratschläge, wie man sein Leben ganz easy in den Griff bekommt.
Der Wein und die Wangen glühen also, der Konsum und die dazugehörigen Menschen rauschen. Und ich: völlig tiefenentspannt und rauschfrei. Ich gestehe, einwenig stolz bin ich schon auf mich. Dabei war der letzte Lebensratgeber, dem ich diese Stille in mir verdanke, spottbillig, aber dennoch so wertvoll.
Das Buch ist ein stinknormales Din-a4-notizh heft mit leeren Seiten. Kein Satz, keinwort, kein Buchstabe findet sich darin, also viel Platz für Lebensratschläge an sich selbst. In diesem Heft habe ich dann all das niedergeschrieben, was ich nicht tun möchte – und es dann schlicht und einfach nicht getan. Hören Sie auf meinen Rat: Versuchen Sie das auch einmal! Es funktioniert wunderbar. BM