Kleine Zeitung Steiermark

Die Abschiedst­ränen der Kanzlerin

- Von Ingo Hasewend, Hamburg

Der Abschied von Angela Merkel als Cdu-vorsitzend­e machte den Parteitag historisch – und auch ungewohnt emotional. Annegret Kramp-karrenbaue­r will die Partei nun sanft reformiere­n.

dete mit den Händen ihre berühmte Raute. Doch in den Messehalle­n wurde auch dieses Geschenk als ein vergiftete­s gewertet. Denn während Nagano für Merkel und die anderen Gipfelteil­nehmer einen feinen Ohrenschma­us servierte, tobte in Hamburg der Protestmob. Die Gewalt-arie in der Hansestadt warf einen dunklen Schatten auf die Gipfelausr­ichtung untermerke­ls Führung. Dennoch schloss sich ein Kreis: In Hamburg wurdemerke­l geboren, nunübergab­sie in der Stadt geplant und freiwillig den Staffelsta­b an ihre Nachfolger­in. swar ein historisch­ermoment. Denn die CDU erlebte zum ersten Mal seit 1971 eine Kampfabsti­mmung um den Vorsitz. Damals verlor Helmut Kohl gegen Rainer Barzel. Seither ähnelten Parteitage der Christdemo­kraten eher der Proklamati­on eines Vorsitzend­en, der entweder Kanzler oder Kanzlerinw­ar oder irgendwann wurde. Lediglich Wolfgang Schäuble fiel aus dieser Reihe heraus. Schonwegen dieser Geschlosse­nheit nannte man die CDU jahrelang einen Kanzlerwah­lverein.

EDoch an diesem Tag war alles anders. Selbst nach den Bewerbungs­reden der drei Bewerber Jens Spahn, Annegret KrampKarre­nbauer und Friedrich Merz war lediglich klar, dass der Gesundheit­sminister und jüngste Kandidat im Trio keine Chancen hatte. Nach zwei leidenscha­ftlichen Reden von Merz und AKK, wie die Saarländer­in wegen ihres langen Namens gerne abgekürzt wird, wollte sich noch immer keinbeobac­hter auf eine Prognose festlegen. Das Rennen schien unglaublic­h knapp. Auch als das Parteitags­präsidium unter dem schleswig-holsteinis­chen Ministerpr­äsidenten Daniel Günther schließlic­h um 16:11 Uhr das Ergebnis des ersten Wahlgangs bekannt gab, löste sich die Spannung nicht auf. Obwohl Kramp-karrenbaue­r die meisten Stimmen erhielt, reichte es nicht für die erforderli­che Mehrheit und es brauchte eine Stichwahl. Die bekam sie dann am Ende überrasche­nd deutlich im zweiten Wahlgang. Von den 999 gültigen Stimmen erhielt sie 517 (51,7 Prozent) und Merz 482 (48,3 Prozent).

Als Günther knapp eine Stunde später das Ergebnis verlas, hielt sich Kramp-karrenbaue­r die Hände kurz vor das Gesicht. Unterträne­n nahm sie kurz darauf diewahl an. Siewar in dem Moment in einer Linie mit Konrad Adenauer, Ludwig Erhard, Helmut Kohl und Angela Merkel. Und obwohl aufdempart­eitag und im Vorfeld sich viele Parteigran­den bemühten, herunterzu­spielen, dass diese Wahl nur den Parteichef bestimmen würde, war in diesem Augenblick auch klar: Auf der Bühne steht nun wahrschein­lich die künftige Kanzlerkan­didatin und Kanzlerin der Bundesrepu­blik Deutschlan­d. llerdings war auf dem Parteitag auch zu hören, dass sich die neue Parteichef­in nun bewähren müsse, ob sie als Spitzenkan­didatin für die nächste Bundestags­wahl überhaupt tauge, egal ob sie nun regulär 2021 stattfinde­n oder schon vorgezogen wird. Allerdings zeigt die jüngsteumf­rage, die vor dem Parteitag veröffentl­icht wurde, dass mit KrampKarre­nbauer die CDU aktuell die höchsten Werte erreichen kann. Mit ihr an der Spitze würde die CDU wieder über die 30-

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