Kleine Zeitung Steiermark

Die Liebe ist ein Labyrinth

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Frisch, frech, frivol: Für Joseph Beers „Polnische Hochzeit“hat die Oper Graz ein volles Aufgebot an Musik, Regie, Ausstattun­g und Choreograf­ie bestellt. Zahlt sich aus.

dient. Andy Besuch lässt Chor und Ballett, beide bestens disponiert, als köstliche Holzfigure­n antanzen, steckt sie aber auch in grelle Rüschenkle­ider oder prallbusig­e Dolly-parton-kostüme und stattet die Solisten elegant mit Tracht, BurlesqueR­obe oder Gardeunifo­rm aus.

Mithilfe der flotten Choreograf­ien von Simon Eichenberg­er weiß Sebastian Ritschel sehr musikalisc­h umzugehen mit der turbulente­n Verwechslu­ngskomödie, für die Fritz Löhner-beda und Alfred Grünwald ein Libretto voll Erotical Incorrectn­ess geliefert hatten (in den 30ern gab es halt noch keine #Metoo-debatte). Selbst wenn Tohu und Wabohu regieren: Der deutsche Regisseur verliert den Faden nie und gibt dem Paradebeis­piel einer leichten Muse auch stille Momente.

Die Partitur des damals 29-jährigen Beer strotzt vor Sentimenta­lität und Zuckersüße, vor melodische­n Ideen, rhythmisch­en Kniffen und ungewöhnli­cher Instrument­ierung und erinnert an Emmerich Kálmán. Marius Burkert durchmisst sie mit den Grazer Philharmon­ikern nicht nur an der Oberfläche. So wird einerseits der tiefgängig­en Melancholi­e der Jadja in „Leise klingt ein Lied aus meiner Seele“genug Raum gegeben. Anderersei­ts klingt Hit des Werkes, „Katzenauge­n“, so broadwayes­k, dass man im Stammbaum des Komponiste­n von

Sängerisch herausrage­nd ist der kernige ungarische Tenor Szabolcs Brickner als Boleslav, der sich als dienerisch­er Tölpel ausgeben muss, um seiner Angebetete­n Jadja endlich nahe sein zu dürfen. Diese wird von Katharina Melnikova mit leichtem Sopran gespielt. Der steirische Bass Markus Butter gibt als Boleslavs Onkel Staschek souverän den Macho, der selbst nach fünf Scheidunge­n noch glaubt, die „verflixten Adamsrippe­nstücke“seien schuld an seinem Los. Wer wirklich die Hosen anhat, zeigt Suza, „die Wildkatze“, mit Krallen auf der Zunge und Haaren auf den Zähnen – Mareike Jankowski gibt sie als donnerwett­ernde Domina. Josef Forstner als gaudewipfe­lnder Vater Jadjas, Ivan Oresˇcˇani­n als Träumer Casimir und der Rest ergänzen das durchwegs gut besetzte Ensemble.

Frisch, frech, frivol: Die Grazer Oper hat mit der „Polnischen Hochzeit“eine Rarität gewagt. Und mit dem groß bestellten­aufgebot – das lässt sich nach der gefeierten Premiere leicht prophezeie­n - gewonnen.

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