Kleine Zeitung Steiermark

Politische­s, ganz privat

- Von Daniel Hadler

„Wir müssen reden“als ein grandios unterhalts­amer Mix aus Spieleshow und Late Night Talk.

Diese Feststellu­ng ist eine Aufforderu­ng und selten behagliche­r Natur: „Wir müssen reden.“In der gleichnami­gen Koprodukti­on des Theaters im Bahnhof mit dem Schauspiel­haus Graz wird der Redebedarf zur nationalen Angelegenh­eit und das Persönlich­e zum Politische­n: „Österreich, wir müssen reden.“

„Beim Spielen ist es wie in der Demokratie: Wenn man sich nicht an die Regeln hält, macht man alles kaputt“, steckte Pia Hierzegger zu Beginn die Struktur des Abends ab. Gemeinsam mit Schauspiel­haus-darsteller Florian Köhler moderierte Hierzegger staubtrock­en und mit feiner Klinge eine Mischung aus Spieleshow und Late Night Talk. Die Gästeliste durfte sich sehen lassen und bräuchte auch KK den Fernsehver­gleich nicht zu scheuen: Ex-politikeri­n Sigi Maurer, Bäckermeis­ter Martin Auer, Stadt-graz-politikeri­n Elke Kahr und Schauspiel­er Serge Falck bildeten ein gar nicht kleinlaute­sviererges­pann. Politik, Unterhaltu­ng und Trash (Außenstell­e am Glühweinst­and) hielten sich in der von Helmut Köpping inszeniert­en Show die Waage: Schätzspie­le oder ein Tischbau-wettbewerb standen ebenso auf dem Programm wie angeregte Diskussion­en über die Entwicklun­g der politische­nkultur. Auch pikante persönlich­e Fragen wurden erörtert: Wer ist der überschätz­teste Schauspiel­er? Welche Bäckerei wird als Nächstes in Graz verschwind­en? Die Stärken des Abends liegen in seiner ausgelasse­nen Konkrethei­t, die Schwächen allenfalls in einer zeitweise aufgesetzt­en Theatralik.

Irgendwann sind drei Stunden fast unmerklich vergangen und dieprotago­nisten verlassen die mit einem weißen Kunstfellt­eppich ausgelegte Bühne. Ein Dacapo mit neuen Gästen gibt es im März: Der Redebedarf ist noch lange nicht gestillt. Österreich, wir müssen reden. Termine: 8. März, 1. Juni 2019. www.schauspiel­haus-graz.com

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Köhler, Falck, Maurer, Auer, Kahr und Hierzegger

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