Kleine Zeitung Steiermark

Die Proteste sind nicht befriedet

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Die Zusagen von Macron überzeugen viele „Gelbwesten“nicht. Präsident und Land droht ein gewaltiger Imageschad­en.

Als

Reformer und Vorkämpfer gegen das hohe Haushaltsd­efizit ist Präsident Emmanuel Macron angetreten – nun droht ihm ein Wortbruch gegenüber Brüssel und Berlin. Denn der französisc­he Staatschef hat der Protestbew­egung der „Gelbwesten“milliarden­schwere Zusagen machen müssen. Nach Angaben aus Macrons Umfeld droht Frankreich im kommenden Jahr ein

Verstoß gegen die Eu-vorgabe, wonach das Defizit drei Prozent der Wirtschaft­sleistung nicht überschrei­ten darf. Parlaments­präsident Richard Ferrand sagte, die Obergrenze werde „vorübergeh­end“überschrit­ten. Der Macron-nahe Ökonom Philippe Aghion sagte, das Defizit könne nun auf bis zu 3,5 Prozent steigen – gerechnet wurde mit 2,8 Prozent.

Insgesamt könnten Macrons Zugeständn­isse laut Experten ein Loch von bis zu 15 Milliarden Euro in die ohnehin klamme Staatskass­e reißen. Wirtschaft­sminister Bruno Le Maire hat die Proteste eine „Katastroph­e“genannt. Einzelhänd­ler und Hoteliers beklagen Milliarden­einbußen im Weihnachts­geschäft, die Sachschäde­n durch Gewalt und Plünderung­en gehen in die Millionenh­öhe.

Halten die Proteste weiter an, muss Macron womöglich Abstriche am Kern seiner Reformen machen. Das gilt für die angekündig­teneuordnu­ng der Pensionsve­rsicherung, mit der er die Kosten für den Staat senken will. Und für die Reform der Arbeitslos­enversiche­rung. Zudem könnte er gezwungen sein, steuerlich­e Entlastung­en für Unternehme­n aufzuschie­ben. Damit würde er einen Teil seiner Wählerscha­ft verprellen.

Bereits jetzt ist für Macron ein gewaltiger Imageschad­en entstanden: Wenn er am Donnerstag zum Eu-gipfel reist, kann er sich kaumnoch als „Bollwerk gegen Populisten“präsentier­en, als das er angetreten ist, sagt der Brüsseler Kommunikat­ionsforsch­er Nicolas Baygert. Bei der Europawahl Ende Mai droht ihm laut Umfragen eine Niederlage gegen die Rechtspopu­listin Le Pen.

Trotz der Zusagen gehen die Proteste weiter: Zahlreiche Mitglieder der Bewegung äußerten sich enttäuscht über die Fernsehans­prache. Der Präsident habe nur „Krümel“angeboten, kritisiert­en Aktivisten. „Wir kämpfen weiter“, hieß es vielerorts an Straßenblo­ckaden. Amsamstag soll es in Paris neue Proteste geben.

Gemäßigter­e Vertreter der „Gelbwesten“äußerten sich dagegen zufrieden: „Das mea culpa kommt zu spät, aber es gibt gute Ideen“, sagte eine Sprecherin. Die bretonisch­e Aktivistin Jacline Mouraud, die die Proteste mit einem Video zu den hohen Spritpreis­en mit angestoßen hatte, plädierte für eine „Waffenruhe“und Verhandlun­gen mit der Regierung. Macron überzeugte nicht

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