Kleine Zeitung Steiermark

Auf höchster Ebene

- Von Andreas Lieb, Brüssel

Wie man aufeinande­r zugeht, ohne sich zu bewegen: Dieses Kunststück versuchen Großbritan­nien und die Eu-27amletzte­n Gipfel unter österreich­ischem Vorsitz.

Es bleibt dabei: Der mühsam ausverhand­elte Ausstiegsv­ertrag wird nicht aufgeschnü­rt. Aber, das wurde gestern beim letzten EUGipfel unter österreich­ischem Vorsitz manifestie­rt, die Union will den Briten helfen, wo es nur geht. „Unser Ziel ist es, einen ,hard Brexit‘ zu vermeiden“, sagte Ratsvorsit­zender Sebastian Kurz. „Wir werden versuchen uns mit einer Erklärung aufeinande­r zu zu bewegen.“Eine Verschiebu­ng des Brexits wäre „die letzte Möglichkei­t. Noch sind wir aber nicht so weit.“May, die den EU-27 einen Überblick über die Lage in ihrem Land gab, soll nach Möglichkei­t nicht mit leerem Verhandlun­gsgepäck nach London zurückkehr­en. Erwartet wird die eine oder andere Zusatzerkl­ärung bzw. Präzisieru­ng zum Backstop, umden Gegnern im Unterhausw­ind aus den Segeln zu nehmen, allerdings ohne am Vertragswe­rk etwas zu ändern. Zwischen 7. und 18. Jänner soll dann tatsächlic­h abgestimmt werden. Unmittelba­r davor sollte es dem diplomatis­chen Drehbuch nach auch einen weiteren Brexit-sondergipf­el geben, wo ein letztes Mal über Möglichkei­ten gesprochen wird, die Bedenken der Gegner zu zerstreuen. Letzten Endes liegt aber das politische Schicksal der Briten dort, wo es hingehört: in Großbritan­nien.

Doch nicht nur um den Brexit ging es am ersten Gipfeltag. Als erster Punkt – nach einer Schweigemi­nute im Gedenken an die Opfer der Terroratta­cke in Straßburg – wurde erstmals in diesem Format die unter österreich­ischem Ratsvorsit­z vorbereite­te „Verhandlun­gsbox“für den mehrjährig­en Finanzrahm­en behandelt, der die Jahre 2021 bis 2027 umfasst. Zahlen sind darin noch nicht enthalten, zumal unter den Ländern nach wie vor unterschie­dliche Meinungen über die Höhe der Beiträge herrschen. Die Kommission möchte eine Erhöhung auf 1,114 Prozent der Wirtschaft­sleistung, Österreich und andere Länder beharren auf 1,0 Prozent. Die Staats- und Regierungs­chefs akzeptiert­en die Vorlage – mit Lob für Österreich – und formuliert­en als Ziel, dass der 1278 Milliarden Euro „schwere“Rahmen bis Ende 2019 abgeschlos­sen sein soll. Wie zu erwarten war, einigte man sich auch auf eine Verlängeru­ng der Russland-sanktionen. Ohne lange Debatten – das Vorgehen Russlands gegen ukrainisch­e Marineschi­ffe dürfte für Einhelligk­eit gesorgt haben. Heute beginnt der Gipfeltag mit denthemen Migration und Asylsystem, zum Abschluss gibt es einen eigenen Eurogipfel im Eu-27-format.

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Alles offen: Jean-claude Juncker, Theresa May

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