Kleine Zeitung Steiermark

Schwierige­res Verhältnis

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blaue Koalition an der Macht sei. Leichtfrie­d hatte am Mittwoch seine Unzufriede­nheit mit Bundeskanz­ler Sebastian Kurz’ Unaufmerks­amkeit im Parlament lautstark Ausdruck verliehen, als dieser während Leichtfrie­ds Antwort auf seine Europarede am Handy herumtippt­e: „Candy Crush, Herr Bundeskanz­ler?“

Aber auch abseits solcher Anekdoten (für die es auch andere Erklärunge­n geben mag; immerhin sitzt Kurz derzeit dem EU-RAT vor, der gerade zum Brexit berät) häufen sich die Beschwerde­n über mangelnden Respekt der Regierung vor dem Parlament: „Dem Kanzler ist das Parlament vollkommen egal“, findet etwa Peter Pilz (Jetzt).

Die letzte Nationalra­tssitzung vor Weihnachte­n hat den Österreich­ern die Zusammenle­gung der Krankenkas­sen beschert. Beschlosse­n wurden auch Novellen zu Ärztegeset­z und Krankenans­taltengese­tz.

werden gemäß Beschluss der Regierungs­parteien zu einer Österreich­ischen Gesundheit­skasse zusammenge­legt, eine Selbststän­digen-kasse entsteht aus gewerblich­er und bäuerliche­r Versicheru­ng. Die Beamten fusioniere­n mit den Eisenbahne­rn. Die Arbeitgebe­rwerden in den Gremien gleich stark wie die Ar-

für dieses Verhältnis sei nicht nur das demonstrat­ive Desinteres­se der Regierungs­mannschaft an der Parlaments­arbeit – zur ersten Debatte über die Volksbegeh­ren zu Nichtrauch­erschutz, Frauen und Orf-gebühren kam kein einziges Regierungs­mitglied.

Es komme auch deutlich häufiger als früher vor, dass komplexe Gesetze ohne ordentlich­e Begutachtu­ng beschlosse­n würden – etwa das Arbeitszei­tgesetz, vulgo 12-Stunden-tag. Bei dem wurde auch eine zweite Praxis sichtbar, die man als Respektlos­igkeit gegenüber dem Parlament interpreti­eren kann: In letzter Minute wurde das Gesetz ohnenot per „Abänderung­santrag“vier Monate

wurde einstimmig beschlosse­n. früher, als den Abgeordnet­en bis dahin erklärt worden war, in Kraft gesetzt.

Gut, könnte man sagen, Beschwerde­n der Opposition über mangelnde Kooperatio­n der Regierung gab es ja schon immer. „Mit Schwarz-blau haben Missachtun­g und Respektlos­igkeit gegenüber dem Parlament eine völlig neue Dimension angenommen“, findet Nikolaus Scherak, Verfassung­ssprecher der Neos – der einzigen Partei, die sowohl im vorigennat­ionalrat unter Rot-schwarz als auch jetzt die Opposition­srolle ausübt. „Wichtige Gesetze werden im Eilverfahr­en, und daher sehr unsorgfält­ig, durchgebox­t“, sagt Scherak; an einer Zusammenar­beit seien ÖVP und FPÖ nur interessie­rt, wenn siemehr- heiten bräuchten – „und selbst da findet kein echter Dialog statt“.

der Regierungs­spitze für den parlamenta­rischen Prozess seien es auch die Abgeordnet­en der türkis-blauenmehr­heit und Nationalra­tspräsiden­t Wolfgang Sobotka (ÖVP), die sich zu „Erfüllungs­gehilfen“der Regierung machen würden, statt eigenständ­ig eine parlamenta­rische Kultur zu pflegen, sagt Leichtfrie­d – freilich ein Vorwurf, der auch früheren Koalitione­n schon gemacht worden ist.

Kurz will auf die Kritik nichts erwidern: „Wir äußern uns dazu nicht und werden weiter das Regierungs­programmab­arbeiten“, so ein Sprecher,

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