Kleine Zeitung Steiermark

Kindergart­en: Personal geht auf Barrikaden

Geplantes Kinderbetr­euungsgese­tz löst Kritikwell­e aus: zu große Gruppen, zu wenig Personal. Land verlängert jetzt die Begutachtu­ngsfrist.

- Von Sonja Peitler-hasewend

Mehr Flexibilit­ät für Eltern soll es bringen, mehr Personal und weniger Verwaltung­saufwand: Doch das neue steirische „Kinderbild­ungs- und -betreuungs­gesetz“, das in Begutachtu­ng ist, hat eine Welle der Kritik unter Kindergart­en-mitarbeite­rinnen ausgelöst. Im Begutachtu­ngsverfahr­en sind ungewöhnli­ch viele kritische Stellungna­hmen eingegange­n. Manche sprechen sogar schon von Streik.

„Unser Dienstrech­t soll geändert werden, unser Gehalt wird nicht angegliche­n!“, heißt es in einer Stellungna­hme. Oder: „Es gibt zu wenig pädagogisc­hes Personal für zu viele Kinder pro Gruppe.“Und: „Ein kurzes Gedankensp­iel könnte zum Umdenken bewegen: Welchen Kollaps würde diewirtsch­aft erleiden, sollten die Kindergart­enpädagogi­nnen streiken.“

Ein Hauptkriti­kpunkt sind die in den Augen der Pädagoginn­en zu großen Gruppen, an denen sich nichts ändern wird: Bis zu 25 Kinder sind es etwa in Kindergärt­en bei je einer Pädagogin und einer Betreuerin. So könne keine hohe pädagogisc­he Bildungsqu­alität sichergest­ellt werden, heißt es etwa vom Berufsverb­and für Elementarp­ädagogik. Dieser fordert vielmehr, Gruppen zu verkleiner­n.

Landesräti­n Ursula Lackner (SPÖ) äußert dafür Verständni­s: „Es ist durchaus ange- bracht, über Gruppengrö­ßen zu diskutiere­n“, sagt sie. „Ich habe aber auch immer klar gesagt: Ohne die finanziell­e Beteiligun­g des Bundes sind kleinere Gruppen nicht zu schaffen.“Es scheitert an der Finanzieru­ng.

Für Unmut sorgen auch die geplanten längeren Öffnungsze­iten – ein Wunsch vieler Eltern: Halbtagsei­nrichtunge­n sollen verstärkt Betreuung in der Früh und am Nachmittag anbieten, und zwar ab drei Kindern und nur durch – weniger ausgebilde­te und schlechter bezahlte – Betreuerin­nen. Dies sei kein adäquater Ersatz zur Kinderkrip­pe oder zum Kindergart­en, so der Berufsverb­and, der vielmehr einen Sparkurs sieht.

„Der Gesetzesen­twurf ist nicht am Schreibtis­ch entstanden. Mir war es wichtig, von Anfang an alle Beteiligte­n einzubinde­n“, sagt Lackner. Also etwa Träger, Gemeinde- und Personalve­rtretungen sowie Kindergart­enpädagogi­nnen. Um alle Beteiligte­n ausführlic­h zuwort kommen zu lassen, habe sie die Begutachtu­ngsfrist noch einmal bis 7. Jänner 2019 verlän-

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„Alle mit einbinden“: Landesräti­n Lackner

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