Ausgesperrt und auch noch abgezockt
Die Betrugsmasche unseriöser Schlüsseldienste ist in Graz noch immer hoch im Kurs. Der Anwalt Christian Horwath ging der Sache mit versteckter Kamera auf den Grund. Was er dabei erlebte und wie man sich am besten schützen kann.
Wer sich schon einmal aus der eigenen Wohnung ausgesperrt hat, kennt die Verzweiflung, die häufig darin mündet, dass man nach dem nächstbesten Schlüsseldienst „googelt“und ihn ohne genauen Blick auf die Firmenadresse auch gleich zur Hilfe ruft. Dass man dabei Betrügern aufsitzen kann, ist nicht neu. Die Abzocke funktioniert in Graz aber mehr denn je, wie der Grazer Rechtsanwalt Christian Horwath, bekannt durch das Atv-format „Mein Recht“, heuer feststellen musste. In den vergangenen Monaten suchten in seiner Kanzlei auffällig viele durch Schlüsseldienst-betrüger Geschädigte Rat.
Horwath wollte genau wissen, was dahintersteckt, und machte sich gemeinsam mit dem Kamerateam von ATV auf die Suche nach den Übeltätern, deren Rufnummer vorzugsweise mit einer 0800 beginnt. Seine Erfahrung: „Die Schlüsseldiens- te treten mit einer professionellen Homepage samt ausgezeichnetem Rating auf. Ruft man an, landet man in einem Callcenter, wo ein sympathischer Mitarbeiter schnelle Hilfe zum Preis von etwa 150 Euro verspricht. Danach fährt erstaunlich rasch ein Auto mit deutschem Kennzeichen vor, zwei Monteure südländischer Abstammung steigen aus und fangen mit der Arbeit an. Nach ein paar Minuten heißt es dann, dass der Fall leider komplizierter und deshalb teurer ist als gedacht. Dann sind wir bei 500 bis 800 Euro, die sofort zu bezahlen sind, sonst wird die Arbeit ein- gestellt.“In einem konkreten Fall habe eine Dame bar 1500 Euro bezahlt, dafür einen Schmierzettel ausgehändigt bekommen und sei mit einer kaputten Tür zurückgeblieben. „Das Schloss wurde nämlich mit einem Stemmeisen aufgebrochen.“Auf der Suche nach der Firma, die hinter diesem Betrug steht, stießenhorwath und das ATV-TEAM letztlich auf eine Wohnung im deutschen Essen, fuhren hin, läuteten an, wurden zunächst von einer freundlichen Stimme gebeten, sich ein wenig zu gedulden – „und dann fuhren zwei schwarze Autos vor, denen acht kräftige Kerle entstiegen, die uns umkreist und an die Wand gedrückt haben, bis wir gelaufen sind“, erinnert sich der Anwalt.
Die Machenschaften der Firmasind in Deutschland und Österreich seit Jahren amtsbekannt, „aber es gibt nur Einzelfallanzeigen, bei denen die Staatsanwaltschaft nur denauftrag an die Polizei erteilen kann, zu ermitteln, was dann im San- de verläuft, weil sich nichts beweisen lässt. Die Täter sind untergetaucht und die Geschädigten haben nicht einmal das Autokennzeichen notiert.“Einfach gesagt: Betroffene bleiben auf jeden Fall auf ihrem Schaden sitzen.
Dabei stellt sich freilich die Frage: „Woran erkennt man einen seriösen Aufsperrdienst und wie viel darf das Türöffnen überhaupt kosten?“Horwath und die Konsumentenschützer der Arbeiterkammer sind sich einig: „Achten Sie zuallererst auf die Unternehmensadresse, ob es tatsächlich einen Firmen-