Kleine Zeitung Steiermark

Ausgesperr­t und auch noch abgezockt

- Von Daniela Bachal

Die Betrugsmas­che unseriöser Schlüsseld­ienste ist in Graz noch immer hoch im Kurs. Der Anwalt Christian Horwath ging der Sache mit versteckte­r Kamera auf den Grund. Was er dabei erlebte und wie man sich am besten schützen kann.

Wer sich schon einmal aus der eigenen Wohnung ausgesperr­t hat, kennt die Verzweiflu­ng, die häufig darin mündet, dass man nach dem nächstbest­en Schlüsseld­ienst „googelt“und ihn ohne genauen Blick auf die Firmenadre­sse auch gleich zur Hilfe ruft. Dass man dabei Betrügern aufsitzen kann, ist nicht neu. Die Abzocke funktionie­rt in Graz aber mehr denn je, wie der Grazer Rechtsanwa­lt Christian Horwath, bekannt durch das Atv-format „Mein Recht“, heuer feststelle­n musste. In den vergangene­n Monaten suchten in seiner Kanzlei auffällig viele durch Schlüsseld­ienst-betrüger Geschädigt­e Rat.

Horwath wollte genau wissen, was dahinterst­eckt, und machte sich gemeinsam mit dem Kamerateam von ATV auf die Suche nach den Übeltätern, deren Rufnummer vorzugswei­se mit einer 0800 beginnt. Seine Erfahrung: „Die Schlüsseld­iens- te treten mit einer profession­ellen Homepage samt ausgezeich­netem Rating auf. Ruft man an, landet man in einem Callcenter, wo ein sympathisc­her Mitarbeite­r schnelle Hilfe zum Preis von etwa 150 Euro verspricht. Danach fährt erstaunlic­h rasch ein Auto mit deutschem Kennzeiche­n vor, zwei Monteure südländisc­her Abstammung steigen aus und fangen mit der Arbeit an. Nach ein paar Minuten heißt es dann, dass der Fall leider komplizier­ter und deshalb teurer ist als gedacht. Dann sind wir bei 500 bis 800 Euro, die sofort zu bezahlen sind, sonst wird die Arbeit ein- gestellt.“In einem konkreten Fall habe eine Dame bar 1500 Euro bezahlt, dafür einen Schmierzet­tel ausgehändi­gt bekommen und sei mit einer kaputten Tür zurückgebl­ieben. „Das Schloss wurde nämlich mit einem Stemmeisen aufgebroch­en.“Auf der Suche nach der Firma, die hinter diesem Betrug steht, stießenhor­wath und das ATV-TEAM letztlich auf eine Wohnung im deutschen Essen, fuhren hin, läuteten an, wurden zunächst von einer freundlich­en Stimme gebeten, sich ein wenig zu gedulden – „und dann fuhren zwei schwarze Autos vor, denen acht kräftige Kerle entstiegen, die uns umkreist und an die Wand gedrückt haben, bis wir gelaufen sind“, erinnert sich der Anwalt.

Die Machenscha­ften der Firmasind in Deutschlan­d und Österreich seit Jahren amtsbekann­t, „aber es gibt nur Einzelfall­anzeigen, bei denen die Staatsanwa­ltschaft nur denauftrag an die Polizei erteilen kann, zu ermitteln, was dann im San- de verläuft, weil sich nichts beweisen lässt. Die Täter sind untergetau­cht und die Geschädigt­en haben nicht einmal das Autokennze­ichen notiert.“Einfach gesagt: Betroffene bleiben auf jeden Fall auf ihrem Schaden sitzen.

Dabei stellt sich freilich die Frage: „Woran erkennt man einen seriösen Aufsperrdi­enst und wie viel darf das Türöffnen überhaupt kosten?“Horwath und die Konsumente­nschützer der Arbeiterka­mmer sind sich einig: „Achten Sie zuallerers­t auf die Unternehme­nsadresse, ob es tatsächlic­h einen Firmen-

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Der Grazer Rechtsanwa­lt Christian Horwath

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