Ein Einblick in die unsichtbare Unterwelt
Ghadban kennt Berlin wie seinewestentasche. 1972 kam der Philosoph als 23Jähriger aus dem Libanon in die damals noch geteilte Stadt, studierte noch einmal: diesmal Islamwissenschaften und Politik. Von 1977 bis 1992 leistete er Sozialarbeit mit arabischstämmigen Berlinern, gründete 1976 eine Organisation, die Bürgerkriegsflüchtlinge aus dem Libanon un- terstützt. Der 69-Jährige ist in Deutschland einer der meistgefragten Migrationsforscher. Aktuell wird er vor allem gefragt, wie und warum Parallelgesellschaften entstehen. Diese Frage erscheint drängend, weil arabische Clans die Unterwelt der Metropolen beherrschen.
Und weil Ghadban die Clans so gut kennt wie kaumeiner, hat er nun einen profunden und aufrüttelnden Befund zum Zustand dieses Milieus in „Arabische Clans – die unterschätzte Gefahr“(Econ, 304 Seiten, 18,50 Euro) vorgelegt. „Wir müssen Clanstrukturen sprengen und muslimische Migranten auf unsere Normen undwerte verpflichten, wenn unser Gemeinwesen keinen Schaden nehmen soll“, rät er. In der Debatte werde oft gesagt, die Entstehung muslimischer Parallelgesellschaften hinge mit einer gescheiterten Integrationspolitik zusammen, so Ghadban. Dies sei nur zum Teil wahr. Denn: „Nur bei den Muslimen ist eine Parallelgesellschaftentstanden, weil sie eine globale, alternative und zugleich ausschließende Kultur haben.“