War’s „wie im Urlaub“
praktisch das gesamte Klassement auf den Kopf gestellt, zunehmende Feuchtigkeit und schlechte Sicht ließen einen um den anderen an der Marke von Thomas Fanara scheitern – aber nicht den 29-jährigen Salzburger. Der vergab mit einem Fehler vor dem Ziel zwar die Laufbestzeit, ein kräftiges Ausrufezeichenwaren seine 2,53 Sekunden Vorsprung aber allemal.
Vielleicht lag das daran, dass es für Hirscher „fast wie Urlaub ist, Rennen zu fahren“, wie er meinte. Um später zu relativieren: „Das wäre eine freche Schlagzeile – und ich müsste dazu einiges erklären. Aber das will ich nicht.“Auch das lässt Spielraum für Interpretation. Vielleicht lag es aber auch daran, dass Hirscher nach wie vor nichts von seinem Hunger, dem „positiven Ehrgeiz“, wie ihn sein Vater Ferdinand nennt, verloren hat. „Wenn ich eine Chance habe, versuche ich das Risiko einzugehen, dasrennen zu gewinnen“, sagt er. Taktieren? Vergangenheit. „Ich denke nicht mehr daran, lieber Zweiter zu werden als einen Nuller zu haben. Wenn ich rausflieg, flieg ich halt raus. Deswegen ist es jetzt befreiter, das Skifahren“, erklärt er und ergänzt: „Bode Miller hat einmal gesagt, dass es um die Message geht, die man aussendet. Ich denke, meine war heute klar.“
Was sich nicht geändert hat, ist das Zweifeln. „Kopfweh“habe er vor dem Start gehabt, weil er den Ski gewechselt hat. Zweifel habe er während der Fahrt gehabt, weil vor ihm alle so weit zurückfielen. „Und ich habe gedacht, dass es verdammt knappwerden wird. Obwohl ich mich gut gefühlt habe“, ergänzt er. Umso größer war die Über- raschung, als er den Vorsprung sah, umso erleichterter der Jubel – sonst schon oft Routine. „Aber mit so einem Vorsprung hab ich schon lang nicht mehr gewonnen“, meint Hirscher schelmisch. Am Rekord von Annemarie Moser-pröll, der mit 62 Weltcupsiegen erfolgreichsten Skifahrerin des Landes, ist er jedenfalls nah dran.
Die Konkurrenz? Tüftelt, was Hirscher ihr voraushat. Außerirdisch ist er wohl nicht – denn während der Pressekonferenz überkamihn durchausmenschliches: „Ich hab Hunger!“Nicht auf Siege, sondern auf Essen.
Wobei es heute schon um den nächsten Sieg geht: ParallelRTL auf der Gran Risa. Und da gibt es ein Fragezeichen für Hirscher: „Der Kurssetzer hat viele Möglichkeiten, entweder den Technikern oder den Abfahrern zu helfen.“In der ersten Runde trifft er auf Roland Leitinger. Im Ziel war ich auch überrascht, als ich den Vorsprunggesehenhabe. Diesesrennenwerde ich mir wohl in fünf Jahren auch noch anschauen unddenken: Bist g’scheit, das war Druck! Marcel Hirscher
Weitere Österreicher:
23. Roland Leitinger +4,95;
26. Philipp Schörghofer +6,95
Nicht im 2. Lauf:
34. Dominik Raschner; 46. Johannes Strolz; 48. Michael Matt.
Ausgeschieden u. a.:
Stefan Brennsteiner, Marco Schwarz (beide AUT), Marco Odermatt (SUI)
1. Lauf:
1. Hirscher 1:17,61; 2. Olsson +0,94; 3. Odermatt +1,00; 4. Feller +1,03 ... 7. Pinturault +1,58; 14. Fanara +1,90; 17. Schwarz +2,22; 25. Schörghofer +3,07; 26. Leitinger+ 3,17. 2. Lauf:
1. de Aliprandini 1:14,44; 2. Hirscher +0,24; 3. Fanara +0,87 ... 7. Pinturault +1,35;
14. Feller +1,93; 17. Leitinger +2,02; 26. Schörghofer +4,12.
Gesamtweltcup:
1. Hirscher 380; 2. Franz (AUT) 340; 3. Svindal (NOR) 333; 4. Mauro Caviezel (SUI) 283; 5. Kilde (NOR) 267; 6. Bat Feuz (SUI) 253; 7. Kriechmayr (AUT) 240; 8. Kristoffersen 228.
Rtl-weltcup:
1. Hirscher 280; 2. Kristofersen 148; 3. Olsson 140; 4. Pinturault 128; 5. Meillard
122; 6. Stefan Luitz (GER) 112; 7. Fanara 103 ... 11. Feller 74; 27. Schörghofer 18. Herren-mannschaft:
1. Österreich 1709; 2. Norwegen 1280; 3. Schweiz 1203; 4. Frankreich 857. Nationencup:
1. Österreich 3292; 2. Schweiz 2181; 3. Norwegen 1850; 4. USA 1286.
Heute in Alta Badia:
Parallel-rtl (18.15 Uhr/live ORF eins) ÖSV-TEAM: Hirscher, Feller, Mayer, Franz, Kriechmayr, Schörghofer, Leitinger, Brennsteiner, Schwarz