Die Welt als Tragikomödie
Vor 30 Jahren, am 12. Februar 1989, verstummte Thomas Bernhard. Für „eine halbe Ewigkeit“sollten seine Werke gelten. Wer weiß? Zu sagen hat er uns auch heute noch sehr viel. Eine Würdigung in Zitaten.
Und dort hab ich einfach Papier und Bleistift genommen, mir Notizen gemacht und den Hass gegen Bücher und Schreiben und Bleistift und Feder durch Schreiben überwunden, das ist sicher die Ursache allen Übels, mit dem ich jetzt fertig zu werden hab ...“Dies schrieb Thomas Bernhard in einem seiner frühesten Texte; über die Zeiten, die er als schwer lungenkranker Jugendlicher in einem Sanatorium im Hochgebirge verbrachte. Das vermeintliche Übel formte ihn zu einem Dichter von Weltgeltung, die damalige Erfahrung der Todesnähe ließ ihn bis zu seinem Lebensende nicht mehr los.
Vehement lehnte er es ab, als Schriftsteller bezeichnet zu werden. Jeder bessere Postkartenschreiber schmücke sich mit diesem Namen, sagte er sarkastisch. In der Rolle des selbst ernannten Übertreibungskünstlers fühlte er sich halbwegs geborgen. Dies gewährte ihm Spielraum, dies mündete in eine Unzahl von Ein- und Ausfällen in alle Richtungen. Keineswegs übertrieben ist es, dass sein gigantisches Gesamtwerk wie ein mächtiger Monolith in der Literaturlandschaft steht. Nach wie vor faszinierend, weiterhin vielfach deutbar, dies belegen ja auch die dramaturgischen Bearbeitungen seiner Prosawerke, und gewiss für immer einzigartig durch ihre virtuose sprachliche Musikalität. Er komponierte Sätze, er dirigierte Worte auf das Papier. Aber er brauchte dazu die Isolation, die Einzelhaft in seiner Schreibzelle; egoistisch ließ er dafür auch Freundschaften zerbrechen.
Was aber bleibt, was hat Bestand? Alles, weil Bernhards Schaffen eine Vielzahl von Lesarten zulässt. Er ging in die Nacht, er bleibt, strahlend, weitsichtig. Denn in der Finsternis wird alles deutlich. Das ist Bernhards wichtigste Lektion.