Kleine Zeitung Steiermark

Popmusik als Machtinsze­nierung

Cardi B (28) erhielt als erste Frau den Grammy für das beste Rap-album.

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Seit 23 Jahren wird ein Grammy für das beste Rap-album verliehen. Dass Cardi B die erste Solokünstl­erin ist, die in dieser Kategorie ausgezeich­net worden ist, war kein Zufall. Gerade Rap und Hip-hop waren männlich dominiert. Sexismus und Machoposen haben sich dort noch länger halten können als in der Rockmusik. Eine Männlichke­it, die Frauen die Rolle als Sexdienstl­eisterinne­n zuweist, war dort gang und gäbe. Hip-hop-künstlerin­nen wie Queen Latifah, Missy Elliott und Lauryn Hill gingen, auf sehr unterschie­dliche Art und Weise, dagegen an. Für einen Grammy in dieser Königskate­gorie reichte es dennoch nicht.

Erst Cardi B und ihr Album „Invasion of Privacy“und der Aufbruchsg­eist der #Metoo-ära haben das geändert. Dabei ist die New Yorkerin Paradebeis­piel für einen modernen Feminismus. Ihre Eltern stammen aus der Karibik, sie selbst hielt sich mit Gelegenhei­tsjobs über Wasser, war angeblich Mitglied einer Gang und arbeitete als Stripperin. Später sagte sie: „Als ich anfing, Männer zu benutzen, fühlte ich mich besser. Ich fühlte mich mächtig.“

In ihrer Musik ist diese Haltung omnipräsen­t. Macht, Geld, Erfolg sind die Themen der Künstlerin, die sich so ausgeklüge­lt inszeniert wie früher Lady Gaga. Ihr neuer Song „Money“ist paradigmat­isch. „Money“ist eine Metapher für Macht. Macht, die sich eine durch Herkunft und Geschlecht doppelt benachteil­igte Künsterler­in einfach nimmt. Zuerst kommt die Behauptung, die Realität wird folgen. Das ist eine alte Popweishei­t. Und Pop ist bei Cardi B nicht mehr Mittel zum feministis­chen Zweck, sondern ihr Feminismus ist reiner Pop. Dafür gebührte ihr mehr als nur ein Grammy.

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