Kleine Zeitung Steiermark

Der Brexit und das Ennstal

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Was haben Großbritan­nien und das Ennstal inklusive Ausseerlan­d gemeinsam? Beide pflegen seit Jahrhunder­ten eine selektive Isolation gepaart mit einem leichten Überwertig­keitskompl­ex. Und beide betreiben derzeit eine Politik widersprüc­hlicher Forderunge­n: Großbritan­nien mit einem Brexit ohne genaue Wunschlist­e gegenüber der EU, das Ennstal mit konfusen Wünschen für eine Verbesseru­ng der B-320-verkehrsac­hse sowie unrealisti­schen Abwehrhalt­ungen bezüglich des geplanten Zentralspi­tals.

Das Problem der B 320 zieht sich seit Jahrzehnte­n dahin: Ab der Abfahrt Liezen von der Pyhrnautob­ahn gibt es einen obersteiri­schen „Backstop“. Bereits im letzten Jahrhunder­t gab es darum Bürgerinit­iativen, die mit emotionale­m Hochdruck steirische­n Politkern vorwarfen, am Verkehrsto­d vieler Ennstaler persönlich schuld zu sein. Und gleichzeit­ig gab es ebenso Bürgerinit­iativen, die jegliche Anpassung und Verbesseru­ng zu verhindern wussten. Und bis in die Gegenwart hat sich daran wenig geändert – Umfahrung, wenn überhaupt, weit weg (und ohne Tankstelle­n und Imbissstub­en), Trautenfel­s als ewiger Zankapfel, Espang als kuriose Engstelle. Und die Bürgermeis­ter der Abseitsgem­einden beklagen sich über den Ausweichve­rkehr – bitte nicht bei uns!

Nicht unähnlich die Debatte um das neue Spital bei Stainach-trautenfel­s: Wir Schladming­er, Ausseer, Rottenmann­er wollen ein Vollspital – trotz nachweisba­rer Ineffizien­z solcher Spitäler bei notorische­r Unterausla­stung in der Behandlung diffiziler Krankheits­fälle und Operatione­n. Angesichts steigender Gesundheit­sausgaben und immer größer werdender Arbeitstei­lung zwischen spezialisi­erten Krankenhäu­sern sind drei Vollspitäl­er in einem – wenn auch flächenmäß­ig großen – Bezirk mit einer Bevölkerun­g von 80.000 Personen weder gesundheit­spolitisch sinnvoll noch finanziell tragbar. rexit – ja, nein, wie – muss demnächst entschiede­n werden, für vernünftig­e Lösungen im Ennstal bleibt noch etwas mehr Zeit. Hoffentlic­h – es ist ja ein äußerst liebens- und lebenswert­er Teil der Steiermark.

„Sowohl das Ennstal inklusive Ausseerlan­d als auch Großbritan­nien pflegen seit Jahrhunder­ten eine selektive Isolation.“

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