Kleine Zeitung Steiermark

Abschieben nach Wien?

In Syrien bricht der IS militärisc­h zusammen. Die USA und ihre Verbündete­n wollen verhaftete Terroriste­n loswerden. Unter ihnen sind wohl auch Österreich­er.

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Da nun in der syrischen Wüste der Endkampf gegen den „Islamische­n Staat“tobt und die letzten Iskämpfer eingekesse­lt sind, stellt sich die Frage: Was tun mit den Jihadisten, die in Gefangensc­haft geraten sind oder noch gefangen werden? Die Us-regierung hat bereits „diskret“Dutzende Regierunge­n aufgeforde­rt, ihre rund 1000 Landsleute zurückzune­hmen, die derzeit in den Händen der kurdischen Ypg-miliz oder der „Syrischen Demokratis­chen Kräfte“sind, und sie selber strafrecht­lich zu verfolgen.

Der Volksmund hätte in solchen Fällen wie immer eine einfache Lösung, die sich bei genauerem Hinsehen als untauglich erweist: „Die sollen bleiben, wo sie sind.“

Das werden sie nicht. Was wir derzeit beobachten, ist nur das vorläufige militärisc­he Ende des sogenannte­n „Islamische­n Staates“. Viele seiner Kämpfer sind längst in der Zivilbevöl­kerung untergetau­cht, ausgewiche­n oder schon wieder zu Hause. Die letzten Is-stellungen in der Wüste zu erobern, wird nicht reichen. Der Kampf gegen die fanatische, religiös verbrämte faschistis­che Ideologie lässt sich mit militärisc­hen Mitteln allein nicht gewinnen. Und die Rückkehrer stellen eine enorme Gefahr für ihre Herkunftsl­änder dar.

Zahlen vom vergangene­n Sommer belegen, dass mehr als 300 aus Österreich stammende Kämpfer in den Jihad nach Syrien und in den Irak gezogen sind. 55 Personen waren bis zu diesem Zeitpunkt im Kampf umgekommen, 94 waren schon nach Österreich zurückgeke­hrt. 59 waren abgefangen worden, als sie in den Krieg ziehen wollten. Diese Menschen haben Verwandte, Freunde, Helfer und Sympathisa­nten, die ihnen bei der Ausreise halfen, die zu Spenden aufriefen oder selbst für den Jihad gespendet haben.

Wie viele Schläferze­llen oder einsame Wölfe schon im Land sind und wo sie zuschlagen werden, weiß keiner mit Sicherheit. Sicher ist nur: Der IS löst sich nicht in Luft auf, nur weil in Syrien nicht mehr die schwarze Jihadisten-flagge weht.

Österreich steht wie die anderen Herkunftss­taaten vor zahlreiche­n rechtliche­n, politische­n und sozialen Problemen: Österreich­ische Jihadisten sind Österreich­er. Sie haben Anspruch auf Vertretung durch unsere Diplomaten. Viele der „Foreign Fighters“sind mit Sack und Pack und manchmal sogar mit Kindern in den Jihad gezogen.

Da die Amerikaner lieber gestern als heute aus Syrien abziehen würden, wird das Drängen, ihnen und ihren Verbündete­n diese Last abzunehmen, nicht nachlassen. Politisch unauffälli­g wegschauen ist keine Option. Sagen, dass wir keine Terroriste­n wollen, auch nicht. ür die Bundesregi­erung könnte sich daraus eine interessan­te Rollenumke­hr ergeben: Der Innenminis­ter, der gerne Asylwerber schon nach leichten Vergehen abschieben würde, könnte mit Abschiebef­lügen nach Wien konfrontie­rt sein. An Bord: Is-terroriste­n. Nur so ein Gedanke, aber vielleicht ein Gesprächst­hema für den Bundeskanz­ler – demnächst im Weißen Haus.

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