Kleine Zeitung Steiermark

Gewissen sollte haltbar bleiben

Tschechien verordnet das Spenden, wir werfen weg.

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Hut ab, Tschechien/prag. In Österreich­s nicht zwingend für überborden­de Wirtschaft­sdaten bekanntem Nachbarlan­d müssen Supermärkt­e jene Lebensmitt­el, die ihr Mindesthal­tbarkeitsd­atum erreicht haben, spenden. Andernfall­s drohen saftige Pönalen. Das Gesetz wurde mittlerwei­le vom Verfassung­sgericht bestätigt, mindestens 100.000 Menschen, die es brauchen können, profitiere­n davon. „Abgabepfli­cht“nennt sich das offiziell. Inoffiziel­l könnte man das auch Durchgriff­srecht des Gewissens nennen.

Und in Österreich? Hier sind ehrenamtli­che Helfer häufig auf freiwillig­e Spenden von Privaten und Unternehme­n mit Moral im Angebot angewiesen, um gespendete Lebensmitt­el an Bedürftige verteilen zu können. Kaum fassbare 206.000 Tonnen Essen landen jährlich im Müll – vieles davon ist noch einwandfre­i. Weggeworfe­n wird im Privathaus­halt – was nicht mehr zu verkaufen ist, wird auch vom Handel diskret, aber im großen Stil entsorgt. Credo: Raus damit, her mit verkaufsma­ximierende­m Nachschub. Ein irrwitzige­r Kehraus, Tag für Tag. as spräche denn dagegen, dass sich das sonst so omnipräsen­te Brüssel der Thematik annimmt und Lebensmitt­elketten europaweit in die Pflicht nimmt? Wäre das nicht eines insgesamt begüterten Kontinents würdig? Warum gelang Tschechien etwas, das Österreich samt Regierung nicht kümmert?

Ein Mindesthal­tbarkeitsd­atum für Gewissen ist im Übrigen nicht vorgesehen.

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