Wenn der Wind zum lauen Lüfterl wird
Hand aufs Herz: Hat wirklich jemand geglaubt, dass die schwarz-blaue Rathauskoalition Straßen, die den Namen historisch belasteter Persönlichkeiten tragen, ändern wird?
Abgesehen von den Gassen und Straßen, welche nach eindeutigen Nazibuben übel miefen, wäre eine Umbenennung in den meisten Fällen zwar diskussionswürdig, aber nicht wirklich zwingend (man darf eine Umbenennung auch für Unsinn halten). Diskutiert wird jedoch erst gar nicht, obwohl vom Bürgermeister verheißen.
Zuerst wurde mächtig auf die Pauke gehaut, wortreich angekündigt und eine Historikerkommission eingesetzt. Drei Jahre ließ man diese sämtliche Grazer Straßennamen sezieren und über Biografien brüten. Nach einer Präsentation des Ergebnisses der Expertenrunde im März vorigen Jahres passierte genau nichts. Fast ein Jahr später gehen jetzt der Bürgermeister und sein Koalitionspartner an die Beerdigung, Pardon, Beendigung des Projekts, in das schon rund 200.000 Euro Steuergeld geflossen sind: Keine Umbenennungen, dafür sollen die anrüchigen Straßen mit erläuternden Hinweistafeln ausgestattet werden, eine am Anfang, die andere am Ende. Allerdings räumt man sich dabei auch wieder eine längere Frist ein, zehn Jahre will man sich für die Anbringung der Tafeln Zeit lassen.
Dass der Eifer beim Montieren der Erklärungstafeln, die es übrigens in etlichen Straßen ohnehin schon längst gibt, über kurz oder lang dann nicht erlahmt und endgültig einschläft, kann nicht ausgeschlossen werden. In Graz kann es schon passieren, dass Versprochenes wieder in Vergessenheit gerät. Wie die Zusage des Bürgermeisters am 23. März 2018, er habe vor, die Bürger der betroffenen Straßen in einen Bürgerbeteiligungsprozess einzubinden. Auch aus der breiten Diskussion wurde genau nichts. ie Angelegenheit mit den Straßennamen scheint fast symptomatisch dafür zu sein, wie die Grazer Kommunalpolitik funktioniert: Zuerst wird voll Enthusiasmus groß Wind gemacht, mit vielen Versprechen, übrig bleibt dann ein laues Lüfterl.
D