Die Frauen räumen ab
Überraschung bei den Grammys: Künstlerinnen setzten sich durch. Aber etliche Superstars glänzten durch Abwesenheit. War es Protest?
my-nominierten männlich waren. Nach energischen Hinweisen auf die strukturelle Benachteiligung von Frauen war er dann kleinlaut zurückgerudert.
war sowieso alles anders: Drei der vier Hauptpreise der schon auf wahnwitzige 84 Kategorien angewachsenen Musikauszeichnung gingen an Frauen: Countrysängerin Kacey Musgraves erhielt für „Golden Hour“die Trophäe für das beste Album, Rapperin Cardi B gewann als erste Frau den Grammy für das beste Rap-album. Nebst der Britin Dua Lipa als bester neuer Künstlerin gab es dann noch den Grammy für die beste Aufnahme – und dabei eine weitere Premiere: Donald Glover alias Childish Gambino ist mit der Rassismus-abrechnung „This Is America“der erste Rapper, der je den Preis gewann – immerhin gut vier Jahrzehnte nach Entstehung des Genres, das die heutige Populärmusik prägt wie kein anderes.
Glover holte sich seine vier goldenen Grammophone übrigens nicht selbst ab. Er blieb der angeblich wichtigsten internationalen Auszeichnung in der Musikindustrie ebenso fern wie andere Superstars der Branche: Nebst Ariana Grande, die kurzfristig abgesagt hatte, weil sie nicht ihren aktuellen Nummer1-hit „7 Rings“performen durfte, fehlten unter anderen der achtfach nominierte Rap-geni(!) us Kendrick Lamar, Jay-z und Beyoncé, Migos und Rihanna.
Auch wenn es offiziell keine Protestaktion war, wird das durchwegs als stumme Demonstration afroamerikanischer Künstler gesehen, die an einer Veranstaltung, die sie verlässlich übergeht, nicht mehr teilnehmen wollen. In den letzten Jahren ist die Recording Academy zunehmend unter Beschuss geraten, weil ihre Entscheidungen für mehrheitlich weiße Künstler die Diversität der Szene nicht wiedergeben.
Aber vielleicht markieren die Grammys 2019 ja einen Neubeginn. Überraschungsgast Michelle Obama mahnte bei der Gala die „vereinende Kraft der Musik“ein. Der Anfang scheint mit den überraschenden Grammys 2019 zumindest gemacht.