Herr Kwant ist immer dabei, auch am Klo
In „Die Mitwisser“warnt Philipp Löhle vor der digitalen Durchdringung des Alltags. Das hat Witz, aber auch Längen.
Herr Kwant ist wirklich hilfreich: weiß alles, erledigt alles, unterhält bei Amüsierbedarf mit lustigen Katzenbildern. Gut, man kann es seltsam finden, dass er sogar aufs Klo mitkommt und beim ehelichen Geschlechtsverkehr mit unter der Decke steckt, dennoch findet Theo Gall es total praktisch, sich in allen Lebensaufgaben auf seinen kompetenten Assistenten verlassen zu können. Zumindest bis er erst seinen Job verliert, weil der hilfreiche Herr Kwant halt einfach so viel schneller, besser und billiger arbeitet als er; und dann seine Frau, weil Herr Kwant errechnet hat, dass man halt leider, leider nicht zusammenpasst.
Die Idee hat Witz: In „Die Mitwisser“verleiht Philipp Löhle dem Internet Menschengestalt und illustriert an Herrn Kwant die digitale Durchdringung des Alltags. Das führt in Felicitas Brauns beschwingter und akustisch mit Schlagerskurrilitäten unterfütterter Inszenierung zu amüsanten Bildern, Pointen und Aha-momenten – auch wenn die Redundanzen in dem recht pädagogisch gebauten Stück im Lauf von anderthalb Stunden dramatisch zunehmen. Ja, wir liefern uns dem Internet zu bedenkenlos aus; ja, wir dienen denen, die uns zu dienen scheinen, und die Daten, die wir bei jeder Interaktion im Web hinterlassen, machen uns berechenbar: Diese wenig überraschenden Einsichten bekommt man von den „Mitwissern“mit anstrengendem Übereifer einmassiert. Ist aber auszuhalten – dank einem animiert spielenden Team um Henriette Blumenau, Sarah Sophia Meyer und Clemens Maria Riegler.