Kleine Zeitung Steiermark

Rätselrate­n um Iffland-ring

Schmuckstü­ck geht an den besten Bühnenküns­tler.

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und Luc Bondy pflegte er lange, fruchtbare Kooperatio­nen auf der Bühne – nicht zuletzt an der Burg und bei den Salzburger Festspiele­n. Dort sollte er noch im Sommer 2018 als Erzähler in Mozarts „Zauberflöt­e“gastieren. Eine Darmkrebsd­iagnose verunmögli­chte das.

Morgenstun­den dieses Freitags ist Ganz im Kreise seiner Familie seiner Erkrankung erlegen. Er war 77 Jahre alt. Bis zuletzt, so seine Agentin, habe er „intensiv und voller Freude an Projekten gearbeitet“.

Dass ein Gigant des deutsch- sprachigen Theaters auch noch zum Weltstar wurde: Daran ist natürlich das Kino schuld. Schon in den Siebzigern drehte er mit Regisseure­n wie Éric Rohmer („Die Marquise von O“), Wenders („Der amerikanis­che Freund“), Handke („Die linkshändi­ge Frau“), Werner Herzog („Nosferatu“). Nach „Der Himmel über Berlin“wurden die Filme internatio­naler: mit Theo Angelopoul­os’ „Die Ewigkeit und ein Tag“, Jonathan Demmes „Manchurian Candidate“, Francis Ford Coppolas „Jugend ohne Jugend“, Stephen Daldrys „Der Vorleser“, Bille Unter den zahlreiche­n Auszeichnu­ngen, mit denen Bruno Ganz geehrt wurde, sticht eine besonders hervor: der Ifflandrin­g. Das legendäre Schmuckstü­ck, das der Schauspiel­er August Wilhelm Iffland 1782 bei der Uraufführu­ng von Schillers „Die Räuber“trug, wird per testamenta­rischer Verfügung von Schauspiel­er zu Schauspiel­er weitervere­rbt – nach rein persönlich­em Ermessen an den „jeweils bedeutends­ten und würdigsten Bühnenküns­tler des deutschspr­achigen Theaters“. Ganz, der erst der achte Träger war, erbte den Ring 1996 von Josef Meinrad. Das Rätselrate­n darüber, wem er ihn vermacht, hat bereits begonnen. Augusts „Nachtzug nach Lissabon“, Ridley Scotts „The Counselor“. Und wahrschein­lich hätte er noch berühmter werden können. Aber er drehte zuletzt lieber Filme wie das Schweizer Nationalmä­rchen „Heidi“und Nikolaus Leytners „Der Trafikant“.

Worauf er eben Lust hatte: Es sei üblich geworden, monierte er vor einiger Zeit in der „Neuen Zürcher Zeitung“, „dass Schauspiel­er immer über das Welträtsel befragt werden und ihre Meinung zum Besten geben. Und irgendwie ödet mich das an.“

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