„In der Formel 1 hast du gewonnen, wenn du sie überlebst“
Niki Lauda, drei Mal Formel-1-weltmeister, war eines ganz besonders wichtig: immer selbst entscheiden zu können, was zu tun ist.
Es war ein wunderschöner Sommer-sonntag, der 17. August 1975. Dazu eine ziemlich aufregende Einladung. Denn wir waren mit einer kleinen einmotorigen Cessna von Klagenfurt nach Zeltweg geflogen. Das war doch etwas ungewöhnlich Mitte der 70er-jahre. Wenigstens galt man nicht gleich als völliger Snob, obgleich eine Landeerlaubnis auf dem Fliegerhorst auch damals zu den ganz seltenen Befugnissen zählte. Es lag dann eine eigenartige Ruhe über dem Österreichring, als unsere kleine Reisegruppe die Unterführung der Hella-kurve passierte. Normalerweise hätte das Warm-up laufen sollen. Diese Aufwärmrunden der Formel 1 am Sonntagvormittag, die damals noch üblich waren. Später, viel später, erfuhren wir, dass Mark Donohue genau an dieser Stelle verunglückt war. Es gab eben noch kein Internet, kein Twitter, keinen Liveticker. Keine Handys. Informationen wurden nur sehr spärlich weitererzählt. Nach dem Unfall wurde die Kurve entschärft und zum Hella-s umgebaut.
Aber an diesem Sonntag erlebte ich die erste physische Begeg- nung mit Niki Lauda. Als reiner Fan, der die österreichische Formel-1-begeisterung, ausgelöst durch den Jochen-rindt-hype fünf Jahre zuvor, volley übernommen hat. Irgendwo oben im Wald hatten wir ein ideales Plätzchen gefunden, vor allem geschützt vom herannahenden Unwetter. Es regnete bereits beim Start. Und Lauda ging von der Poleposition aus sofort in Führung. Klar, deswegen waren wir ja gekommen. Um unseren Niki siegen zu sehen. Im knallroten Ferrari mit der großen, weißen Lufthutze hinter dem Cockpit. Sie sahen schon komisch aus, die Formel-1-autos der 70er-jahre. Irgendwie zerbrechlich und nicht besonders sicher. Lauda hatte zuvor in Monaco, in Zolder, Anderstorp, in Le Castellet gewonnen. Er führte in der WM, als er zum Heim-gp antrat. Es war genau die Zeit der ganz großen Wende bei Ferrari, die der Österreicher 1974 eingeleitet hatte. Seit 1964 hatte die Scuderia keine WM mehr gewonnen. Mit Niki Lauda wurde alles anders.
ersten Gehversuchen im Rennsport, mit dem ersten Bergrennen 1968 in Mühllacken, ging es Schritt für Schritt bergauf. Lauda fuhr Sportwagenrennen, verdiente gutes Geld bei Tourenwageneinsätzen für BMW, die Formel 3 bezeichnete er selbst als „Wahnsinnsformel“, aus der er so schnell wie möglich rausmusste. Mit einem Zwei-millionen-schilling-kredit kaufte sich Lauda 1971 ins March-team ein. Die Kreditzusagen zuvor hatte sein Großvater Hans Lauda als Großindustrieller noch zu verhindern gewusst. „Ein Lauda hat auf den Wirtschaftsseiten der Zeitungen zu stehen und nicht auf den Sportseiten“, argumentierte der Großvater.
Der March von 1972 war jedenfalls „eine Gurke“, damit konnte er überhaupt nicht zeigen, was in ihm steckte. 1973 wechselte er zu B.R.M. Nach dem Lauda-prinzip „Fahre heute – zahle morgen“. Und dann machte es auf einmal klick. Beim GP von Monaco lag er rundenlang auf Platz drei vor dem Ferrari von Jacky Ickx, bis ihn ein Getriebeschaden zur Aufgabe zwang. Von diesen schnellen Lauda-runden war selbst ein gewisser Enzo Ferrari derart beeindruckt, dass er Niki Lauda für 1974 einen Vertrag anbot. „Als ich das Testgelände in Fiorano sah, die Zeitkontrollen, die Videoanlagen, die Ingenieure, kam es mir vor, bei der Nasa gelandet zu sein, March und B.R.M. waren dagegen Vereine fürs Drachensteigen“, erzählte Lauda in einem Interview.
war anfangs auch keine Sensation. Er erklärte dem alten Commendatore mithilfe von dessen unehelichem Sohn Piero Lardi als Übersetzer in seiner ungeschminkten Manier die Fehler des Autos. Lardi weigerte sich zu übersetzen. Weil damals bei Ferrari nur Unzulänglichkeiten des Fahrers, nie des Autos zu diskutieren seien. Dennoch: Mit Teamchef Luca di Montezemolo, Cheftechniker Mauro Forghieri und Niki Lauda wurde ein Triumvirat gebildet, das Ferrari zurück auf die