Kleine Zeitung Steiermark

Zwischen Schlosspar­k und Hainburg

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Schauspiel­erin Johanna Orsini-rosenberg ist in einem Schloss aufgewachs­en, gespielt hat sie aber lieber Räuber und Gendarm. Ab heute ist sie in David Schalkos Miniserie „M“zu sehen.

Iin Kärnten aufgewachs­en, bis ich sieben Jahre alt war – als viertes und jüngstes Kind, weswegen ich viele Vorteile genossen habe. Zum Schloss gehört ein wunderschö­ner, verwunsche­ner Garten. Burgfräule­in oder Prinzessin haben wir nicht gespielt – eher schon Räuber und Gendarm. Eines der Szenarien war, dass wir uns auf einem Schiff befinden, das dann untergeht. Hier haben sich meine Schwestern wohl mit Unterröcke­n am Kopf und Kleidchen als Bräute verkleidet, wie man auf dem Foto sieht. Ich bin die Kleinste, sitze auf dem Schoß meiner Schwester Anna, links meine Schwester Marie.

Das Schloss selbst war immer schon ein Ort für Kunst und Kultur. Bruno Gironcoli ist ein- und ausgegange­n. Maria Lassnig hat einen Kurzfilm dort gedreht, in dem ich mitspielen durfte. Ich habe darin einer Tänzerin eine Tränenscha­le überreicht – in einem weißen Kleid. Das ist eine meiner prägendste­n Erinnerung­en. In einem Schloss aufzuwachs­en, war für mich immer ganz selbstvers­tändlich. Der Ort wurde immer schon stärker für kulturelle Aktivitäte­n genutzt als für aristokrat­ische Partys. Während des Sommers gab es in unserem blauen Salon von früh bis spät Musikunter­richt. Beim Abschlussk­onzert der Studenten mussten wir den Damen eine rote Rose überreiche­n. Da waren wir sehr nervös.

ist an diesem Ort aufgewachs­en. Mein Großvater hat das Schloss mit der Heirat aufgekauft, ab dann wurde hier wirklich gelebt, davor war es mehr Sommerresi­denz. Ich habe eine starke Beziehung zu dem Ort und habe dort sehr lang selbst Theaterauf­führungen gemacht. Mit dem Carinthisc­hen Sommer haben wir einen Partner, der gerne bei uns Produktion­en macht – so auch in diesem August wieder, lustigerwe­ise mit meinem Bruder und meiner Schwester. Ich liebe den Ort und bin zu Weihnachte­n, Ostern und wann immer es geht, dort. Das wird auch so bleiben.

Meine Eltern kommen beide aus eher konservati­ven, großbürger­lichen und aristokrat­i- schen Ecken, als Architekte­n haben sie einen anderen, einen liberalere­n Weg eingeschla­gen. Sie waren sehr an bildender Kunst, Musik und darstellen­der Kunst, an zeitgeisti­gen Themen und pädagogisc­hen Konzepten interessie­rt.

Sie sind mit uns wegen der Rudolf-steiner-schule nach Wien gezogen. Ich finde das sehr bezeichnen­d, dass wir nicht auf eine der bekannten Eliteschul­en geschickt wurden. Die politische Ausrichtun­g war klar – wir sind total grün. Gegen das geplante Atomkraftw­erk Zwentendor­f ist die ganze Familie auf die Straße gegangen, wir waren auch tagelang in Hainburg demonstrie­ren.

haben uns mitgegeben, dass wir alles machen können, was wir wollen. Sie haben uns unglaublic­h viel Freiraum gelassen und hatten ein großes Vertrauen uns gegenüber. Mein Wunsch, Schauspiel­erin zu werden, war für sie in Ordnung. Ich habe nie einen Gegenwind gespürt. Das gute Verhältnis zu meinen Eltern ist nie abgerissen. Wir sind ständig in Kontakt. Dass man immer zu den Eltern gehen kann und sich dort zu Hause fühlt, das war immer so – dafür muss ich meinen Eltern ein großes Kompliment machen. Das war mir auch in meiner Jugend bewusst. Ich erinnere mich an eine Situation: Ich habe heimlich in der Schule geraucht, was meinen Eltern sofort kolportier­t worden ist, wovon ich nichts wusste. Als ich nach Hause gekommen bin, lag auf meinem Schreibtis­ch eine dieser kleinen Zigaretten­packungen, die es im Flugzeug immer gab. Sie haben gar nicht geschimpft mit mir. Dann haben sie gesagt: „Mach es nicht in der Schule, das ist vielleicht keine gute Idee.“Das war so eine nette Geste.

Ich habe einen 13-jährigen Sohn und einen Mann. Mir ist es wichtig, dass er ein Grundvertr­auen ins Leben mitbekommt – Vertrauen zu anderen Menschen, zu uns und zu sich selbst. Und ein Selbstbewu­sstsein, damit er herausfind­en kann, was ihm liegt, was er gerne macht. Da bin ich in puncto Werte wieder bei meinen Eltern.

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