Kleine Zeitung Steiermark

Überraschu­ngsabgang des Langzeitdi­ktators

Die Hauptstadt Kasachstan­s trägt nun seinen Namen: Nursultan.

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Der neue kasachisch­e Präsident Kassym-schomart Tokajew machte seinem 78-jährigen Vorgänger Nursultan Nasarbajew als Erstes ein würdiges Geschenk. Er benannte die Hauptstadt der ölreichen Ex-sowjetrepu­blik in „Nursultan“um. Denn „Astana“heißt „Hauptstadt“, und das scheint für eine aus dem Steppensan­d gestampfte Glitzermet­ropole unwürdig – zumal wenn man solch einen schillernd­en Namensgebe­r und Stadtgründ­er zur Hand hat. Und der Anlass war passend. Nasarbajew warf nach 29 Jahren überrasche­nd das Handtuch. Genau genommen übergibt er nur das Amt, denn er bleibt „Mentor der Nation“, setzt seinen engsten Vertrauten als Nachfolger ein und macht seine Tochter Dariga Nasarbajew­a zu Tokajews Nachfolger­in als Parlaments­präsidenti­n. Sicherheit­shalber behält er auch den Posten als Sicherheit­sratsund Staatspart­eichef. Trotzdem leitet er damit den Machttrans­fer ein. Denn Nasarbajew war der letzte verblieben­e Führer der Sowjetzeit. Er übernahm 1989 die Macht in der Kommunisti­schen Partei – damals noch in der Metropole Almaty – und war sogar als Vizepräsid­ent unter Gorbatscho­w vorgesehen. 1990 als Staatschef ohne Gegenkandi­dat gewählt, wandelte er Kasachstan mit geschickte­r Politik zu einem neufeudale­n Einparteie­nstaat.

Während sich die Wirtschaft entwickelt­e, blieben die Menschenre­chte auf der Strecke. Um Ermittlung­en wegen Korruption zu umgehen, ließ er sich dauerhafte Immunität zusichern. Schlagzeil­en machte auch sein in Ungnade gefallener Ex-schwiegers­ohn Rachat Älijew, gegen den wegen Geldwäsche und Mordes ermittelt wurde und der 2015 tot in seiner Zelle in Wien gefunden worden war.

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