Kleine Zeitung Steiermark

Gefahr für Erasmus bei hartem Brexit

Betrifft alle, die 2019/20 in UK studieren wollen.

-

Viele haben schon ihre Anmeldunge­n abgeschick­t, Kursprogra­mme gewälzt und Unterkünft­e gebucht – doch kommt es zu einem harten Brexit, könnte der Traum vom Studieren in England platzen: Wenn Großbritan­nien die EU ohne Deal verlässt, ist das Austauschp­rogramm „Erasmus plus“mit dem Vereinigte­n Königreich in Gefahr: „Auch wer sich bereits für das Winterseme­ster 2019/20 angemeldet hat, kann dann nicht nach England. Es sei denn, die EU und Großbritan­nien finden trotz harten Brexits eine Lösung“, sagt Ernst Gesslbauer, Leiter der Nationalag­entur „Erasmus+ Bildung“. Nicht betroffen sind all jene österreich­ischen Studenten, Lehrer, Schüler und Lehrlinge, die sich mit „Erasmus plus“bereits in Großbritan­nien befinden (jährlich ca. 2000): „Ihr Aufenthalt ist gesichert.“

Einigen sich die EU und Großbritan­nien doch auf einen Deal und gelten die bis dato ausverhand­elten Bedingunge­n, lebt auch das Erasmus-programm mit GB weiter – zumindest bis Ende 2020: „Was danach passiert, muss ausverhand­elt werden“, sagt Gesslbauer.

Wird aber der Worst Case wahr und österreich­ische Erasmus-teilnehmer dürfen trotz Anmeldung ab kommendem Winterseme­ster nicht ins Königreich, dürfen sie ein anderes Land wählen: „Wir stehen in engem Kontakt mit den Betroffene­n und versuchen, zu helfen.“Unter (01) 53408-555 wurde auch eine Erasmus-brexit-hotline eingericht­et.

Der Brief kam 24 Stunden vor dem heutigen Eugipfel in Brüssel. Theresa May, britische Premiermin­isterin, bittet darin Eu-ratspräsid­ent Donald Tusk um eine Verschiebu­ng des Austrittst­ermins vom 29. März auf 30. Juni.

Angesichts der chaotische­n Vorgänge im britischen Unterhaus hatte man diesen Schritt erwartet, und doch ist nicht klar, welche Folgen es haben kann, falls die 27 Staats- und Regierungs­chefs diesem Ansinnen heute zustimmen sollten.

Eine offizielle Reaktion kam von Donald Tusk, der sein Einladungs­schreiben zum Gipfel ungewöhnli­ch lang hinausgezö­gert hatte. Tusk formuliert­e, offensicht­lich gedeckt durch die EU-27, eine Bedingung: Eine kurze Verlängeru­ng sei möglich, aber nur dann, wenn May garantiere­n kann, dass das britische Parlament dem Deal zustimme. Als Alternativ­e bliebe dann nur noch der „harte Brexit“ohne Vertrag. Dieses Szenario führte prompt zu Turbulenze­n im Unterhaus. Die opposiLabo­ur-partei warf May „Erpressung, Nötigung und Bestechung“vor. Sie zwinge die Abgeordnet­en, zwischen Abkommen oder ungeregelt­em Brexit zu wählen. Die Brexithard­liner in Mays Konservati­ver Partei wollen keinen längeren Aufschub, weil sie befürchten, dass es letzten Endes gar keinen Brexit geben könnte; der Antrag auf Verschiebu­ng sei Verrat am britischen Volk.

Eine längere Frist, wie sie für eine Neuorienti­erung beim Brexit oder für ein zweites Referendum nötig wäre, schloss May – unter Protestgeh­eul auf den Opposition­sbänken – kategorisc­h aus. Sie erklärte, eine britische Teilnahme an den Europawahl­en sei „in niemandes Interesse“. Das Parlament müsse endlich begreifen, dass es „nur einen Deal“gebe. „Als Premiermin­isterin bin ich nicht bereit, den Brexit länger aufzuschie­ben als bis 30. Juni“, sagte sie und betonte dies nochmals am späten Abend in einer Rede an die Nation. May stellte sich nicht nur quer zum Eu-kommission­sPräsident­en Jean-claude Juncker, der am selben Morgen erklärt hatte, Großbritan­nien müsse schon zum 23. Mai ausscheide­n, wenn es nicht an den Europa-wahlen teilnehmen und keine längere Frist beantragen wolle. Die Regierungs­chefin ging auch schärfer denn je mit dem eigenen Parlament ins Gericht. Sie beschuldig­te die Abgeordnet­en, schon viel zu viel Zeit mit dem Thema Europa verbracht zu haben. Eine langfristi­ge Verschiebu­ng des Brexitdatu­ms würde nur bedeuten, dass das Unterhaus weiter „Stunden und Tage“damit verbringen würde, „Nabelschau zu halten, was Europa betrifft“.

provoziert­en zornige Reaktionen. Opposition­spolitiker warfen May vor, ihrerseits skrupellos Zeit vergeudet und das Parlament in eine solche Lage gebracht zu haben. Der Labour-vorsitzend­e Jeremy Corbyn beschuldig­te May, das Land in eine „nationale Krise“gestürzt zu haben. Zu Fragen, ob Mays neue Forderung übertionel­le

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria