Kleine Zeitung Steiermark

Es sind für Frauen immer Extremsitu­ationen

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Es ist eine Situation, die man keiner schwangere­n Frau wünscht: Voll Vorfreude geht sie zu den üblichen Untersuchu­ngen. Und gegen alle Wahrschein­lichkeit – denn die allermeist­en Befunde sind unauffälli­g – wird etwas entdeckt, das landläufig als Behinderun­g bezeichnet wird. Sie wird damit in einer Phase, in der sich andere Frauen erst auf ihre Schwangers­chaft einstellen, vor die Wahl gestellt: ein Leben mit dem Kind unter völlig neuen Voraussetz­ungen. Oder ein Abbruch. In Österreich ist ein Abbruch bis zur Geburt straffrei möglich, wenn „eine ernste Gefahr besteht, dass das Kind geistig oder körperlich schwer geschädigt sein werde“(eugenische Indikation). Ab der 22. Schwangers­chaftswoch­e wird das Kind meist bereits vor der Einleitung getötet, um zu verhindern, dass es lebend zur Welt kommt. Niemand entscheide­t sich dazu leichtfert­ig. Es sind immer Extremsitu­ationen.

Behinderte­norganisat­ionen sagen seit Jahren, die eugenische Indikation bedeute eine Diskrimini­erung behinderte­r Menschen. Das ist zweifellos der Fall. Wir treten wie sie für ein Überdenken dieser Regelung ein. Das heißt aber nicht, dass Frauen gezwungen würden, ein behinderte­s Kind zur Welt zu bringen. In Deutschlan­d wurde die eugenische Indikation 2005 abgeschaff­t. Seither wird auf die medizinisc­he Indikation zurückgegr­iffen. inter dem Problem der rechtliche­n Regelung steht nicht nur am heutigen Tag der Menschen mit Downsyndro­m die eigentlich­e Frage: Was bedeutet es in unserer Gesellscha­ft, ein Mensch mit Behinderun­g zu sein bzw. Vater oder Mutter dieses Menschen. Nötig wäre Bewusstsei­nsbildung und der Ausbau der Unterstütz­ungssystem­e. Dringend nötig ist die Einführung des im Regierungs­programm versproche­nen One-stopshop-prinzips, einer zentralen Anlaufstel­le, bei der Eltern alles erfahren können. Sie werden von einer Behörde zur anderen geschickt. Weder im Familien- noch im Sozialmini­sterium gibt es jemanden, der den Überblick über Förderunge­n hat. Dies spiegelt die Haltung wider: „Ihr müsst selber zurechtkom­men!“Schließlic­h plädieren wir für mehr Werbung für Schwangere­nberatung. Sie unterstütz­t Frauen bei der Entscheidu­ng.

Niemand entscheide­t sich leichtfert­ig für einen Abbruch. Es müsste eine verstärkte Werbung für die Beratung geben.

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