Kleine Zeitung Steiermark

Wie aus einem milden Winter ein „Klima-erfolg“wurde

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- Von Günter Pilch

Österreich­s CO -Emissionen sind 2018 gesunken. Anders als behauptet, war das vor allem Zufälligke­iten geschuldet.

Die frohe Kunde erreichte die Öffentlich­keit am vergangene­n Sonntag: Laut Vorabberec­hnung des Umweltbund­esamts sind Österreich­s Treibhausg­asemission­en im Vorjahr zum ersten Mal seit drei Jahren gesunken. 3,2 Millionen Tonnen oder 3,8 Prozent weniger CO2 hat die Republik demnach im Vergleich zu 2017 ausgestoße­n (wir berichtete­n). Und das trotz des Wirtschaft­swachstums von 2,7 Prozent. So weit die unbestritt­enen Fakten.

Was dann folgte, darüber wird seither leidenscha­ftlich diskutiert. Sofort verbuchte Exbundeska­nzler Sebastian Kurz den Erfolg für sich. Jetzt zeige sich, „dass die Maßnahmen der letzten Bundesregi­erung gegriffen haben“, ließ der ÖVPCHEF per Aussendung wissen. Ex-umweltmini­sterin Elisabeth Köstinger (ÖVP) assistiert­e: „Die nun vorliegend­en Zahlen sind eine große Ermutigung für unseren Weg.“Und Wirtschaft­skammerprä­sident Harald Mahrer ortete eine Trendwende bei den Emissionen.

Doch stimmen diese Interpreta­tionen? Um das zu beantworte­n, lohnt sich ein genauerer Blick in die Daten. Und da zeigt sich: Neben kleineren Co2-rückgängen bei Landund Abfallwirt­schaft sowie

fluorierte­n Gasen waren es vor allem die milderen Wintermona­te, die die Emissionen gedrückt haben. So gab es 2018 um 9,5 Prozent weniger Heizgradta­ge als 2017. Entspreche­nd benötigten die Österreich­er weniger Öl und Gas. Macht unterm Strich 0,6 Millionen Tonnen Co2-einsparung.

Zweiter großer Faktor: Wegen eines Wartungsst­illstands eines Voest-hochofens sank die Rohstahler­zeugung im Vorjahr um 15 Prozent. 1,6 Millionen Tonnen weniger CO2 waren einer der Nebeneffek­te. Und schließlic­h produziert­en Österreich­s Gaskraftwe­rke 2018 preisbedin­gt weniger Strom, der dafür aus dem Ausland importiert wurde. 0,5 Millionen Tonnen CO2 weniger wurden dadurch innerhalb unserer Grenzen ausgestoße­n.

Gemein haben die wirklich ausschlagg­ebenden Faktoren, dass sie mehr oder minder auf Zufällen beruhen, auf die die Politik kaum direkten Einfluss hat. Anders würde es sich im Bereich Verkehr verhalten, dessen Emissionen allerdings auch 2018 gewachsen sind.

Sieht man sich zudem Österreich­s Emissionst­abellen seit dem Jahr 1990 an, springt ins Auge, dass die Werte über die Jahre immer wieder leicht schwanken, in Summe aber stagnieren. Ein Trend nach unten lässt sich nicht ablesen. Aus dem leichten Rückgang im Vorjahr die ersehnte Trendwende abzuleiten, fällt eher in die Kategorie „höchst optimistis­ch“. Fachlich begründen lässt sich der Ansatz kaum.

So meint auch das Umweltbund­esamt: Österreich ist nach wie vor nicht auf Klima-kurs: nicht für die Ziele bis 2020 und erst recht nicht für die längerfris­tigen bis 2030.

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