Zivilcourage am Steuer
Busfahrer Gabriel Stingu (30) wurde am Samstag zum Lebensretter, als ein Fahrgast zusammenbrach.
Seit mehr als drei Jahren ist der ursprünglich aus Rumänien stammende Gabriel Stingu für die Mürztaler Verkehrsgesellschaft (MVG) als Busfahrer tätig, fährt auf der Hauptroute durch das Kapfenberger Stadtgebiet und die angrenzenden Gemeinden ebenso wie im Mariazeller Land und der Veitsch. An seinen Dienst am Samstagvormittag wird sich der 30-Jährige aber noch lange erinnern können. Da wartete er gerade auf dem Kapfenberger Europaplatz, der wichtigsten Verkehrsdrehscheibe der Stadt, auf zusteigende Gäste, als er auf einen Mann und eine Frau aufmerksam wurde. „Beide sind gelaufen, um den Bus noch zu erwischen. Dabei hätte ich eh noch zwei Minuten gewartet“, sagt Stingu. Während die Frau hinten einstieg, wählte der Mann den vorderen Einstieg, um einen Fahrschein zu lösen. wei Mal schnappte der 72Jährige nach Luft, dann ging er plötzlich direkt vor Stingu
Zzu Boden. Dem Busfahrer blieb keine Zeit zum Nachdenken, er reagierte geistesgegenwärtig, rief die Rettung und begann sofort mit der Wiederbelebung. Vier, fünf Minuten – so zumindest die Einschätzung des Ersthelfers – sollten vergehen, ehe die Rettung am Europaplatz eintraf. In weiterer Folge wurde der Patient ins Freie gebracht, wo Rettung und Notarzt die Wiederbelebungsmaßnahmen erfolgreich fortsetzten. „Die Sanitäter haben gesagt, dass meine Maßnahmen dem Mann das Leben gerettet haben.“
Für Stingu, seit sieben Jahren in Österreich wohnhaft und vor seinem Engagement bei der MVG beispielsweise in einer Mürztaler Imkerei oder als Leiharbeiter tätig, war es nicht der erste derartige Vorfall. Bereits vor einem Jahr war vor seinen Augen ein Fahrgast kollabiert, auch hier leistete Stingu Erste Hilfe – auch damals mit Erfolg. Vg-geschäftsführer Gerhard Deutsch, der 85 Fahrer beschäftigt und Stingu am Montag kurzerhand auszeichnete, ist stolz auf das Engagement seines Mitarbeiters: „Früher hatten viele Fahrer Angst davor, etwas falsch zu machen. Wir versuchen aber zu vermitteln, dass es im Zweifelsfall besser ist, etwas falsch zu machen, als gar nicht zu helfen.“Dazu trägt auch die umfangreiche Ausbildung der Fahrer ihren Teil bei, müssen sie doch alle fünf Jahre eine 35stündige Nachschulung absolvieren, wo auch die Erste Hilfe aufgefrischt wird.
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