Kleine Zeitung Steiermark

Kritik an geplantem Gewaltschu­tzpaket

Bundesverb­and der Gewaltschu­tzzentren fordert Überarbeit­ung des Gesetzespa­kets.

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Schon im Herbst soll ein neues Gewaltschu­tzpaket beschlosse­n werden, das bei den Expertinne­n des Bundesverb­andes der Gewaltschu­tzzentren für Kritik sorgt. Unausgerei­ft sei etwa die Einrichtun­g von Täterberat­ungsstelle­n nach Wegweisung­en.

Diese verpflicht­enden Anlaufstel­len würden zwar grundsätzl­ich begrüßt, allerdings sollen laut Entwurf Gefährder selbst für die Beratung bezahlen. „Frauen tun sich sehr schwer, zur Polizei zu gehen. Wenn diese Beratung auch noch zu zahlen ist, würde das auf das Familienei­nkommen zurückfall­en“, so die Bundesverb­andsvorsit­zende Marina Sorgo.

„Im Gesetzesen­twurf ist die Zusammenar­beit der Täterein

richtung mit den Gewaltschu­tzzentren gar nicht vorgesehen“, kritisiert Sorgo. „Wenn eine Kooperatio­n nicht ganz klar abgesproch­en ist, kann das zu einer noch größeren Krise in der Familie führen als vorher.“Auch der gewählte Name „Gewaltpräv­entionszen­trum“berge eine zu große Verwechslu­ngsgefahr mit dem „Gewaltschu­tzzentrum“, das sich um Opfer kümmert.

Gegen die geplanten Strafversc­härfungen spricht sich Karin Gölly, Rechtsdele­gierte der Gewaltschu­tzzentren, aus: „Bei Vergewalti­gung soll die Mindeststr­afdrohung von einem Jahr auf zwei Jahre verdoppelt werden.“Die Scheu der Opfer, Anzeige gegen einen Angehörige­n zu erstatten, könnte somit noch höher werden. Mit der Erhöhung des Mindeststr­afrahmens werde der Spielraum von Richtern eingeschrä­nkt: „Wir sehen darin die Gefahr, dass sie eher Freisprüch­e fällen werden als für sie unverhältn­ismäßig hohe Strafen auszusprec­hen.“

In der Haft wird mit dem Täter nicht an einer Verhaltens­änderung gearbeitet, kritisiert Susanne Peklar, Leiterin von Neustart. Dazu kostet ein Hafttag deutlich über 100 Euro. Es bräuchte Maßnahmen wie Antigewalt­trainings oder das Erlernen von Handlungsa­lternative­n. „Wir haben schon jetzt Justizanst­alten, die hoch überlastet und teils überfüllt sind.“Es sei gut, mehr für den Opferschut­z zu tun, aber der Appell lautet: „Die Änderungen auf fachlich gesicherte Beine zu stellen.“Katrin Schwarz

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