Hände falten
Kastberger die Causa, und auch die Inszenierung konzentriert sich, quasi analog zur horváthschen Vita, auf den inneren Konflikt des Protagonisten, der sich entscheiden muss, ob er, zum Vorteil der eigenen Existenz, aufkeimende Barbarei hinnimmt oder dagegen auftritt.
Diesen Lehrer spielt der auch dem Tv-publikum als zerrütteter Dortmunder „Tatort“-kommissar bekannte Jörg Hartmann mit einer Intelligenz und Intensität, die ihresgleichen sucht. Als Identifikationsfigur gibt er sich nicht leichtfertig her, lässt der Figur des Lehrers auf dem Weg vom Zauderer zum Widerstand Raum für Ambivalenz und innere Armseligkeit. Rund um ihn gruppiert der Regisseur sechs Schauspieler, die in mehr als 40 Rollen, präzis choreografiert vor einem Dickicht toter Bäume (Bühne: Jan Pappelbaum), durch rasch wechselnde Szenen glitschen; so unheimlich reibungslos wie die Kolben
salzburgerfestspiele.at einer gut geölten Maschinerie. Atmosphärisch belässt Ostermeier das mit Audio- und Videoschnipseln aus Hitler-suaden und Nazi-propagandafilmen versetzte Stück in der Zwischenkriegszeit; die Parallelen zu den rechtspopulistischen, autoritären Tendenzen der Gegenwart sind auch so offensichtlich, und in Horváths Motiven wie Kolonialismus und Rassismus spiegeln sich die Antimigrationsrhetorik und der Neonationalismus von heute deutlich genug. Dass Horváths Fragen nach Schuld, Sühne, individueller Verantwortung auch ins Metaphysische, in die Frage nach Gott und kirchlicher Moral auskragten, wird dabei nur gestreift. Dass am Ende die Wahrheit ans Licht kommt, Widerstand machbar scheint: So haben wir das gern – Erleichterung im Publikum, das dem zweieinhalbstündigen Abend, seinem Regisseur und vor allem seinen Schauspielern entsprechend stürmisch Beifall spendete. Die Grazer Ortweinschule mit ihren Meisterklassen genießt in der steirischen Kunstszene ein hohes Ansehen, hatten doch bereits einige namhafte Künstlerinnen und Künstler-karrieren hier ihren Ausgangspunkt.
Das Kulturressort des Landes Steiermark unterstützt die hervorragende künstlerische Arbeit der Schule mit einem Stipendienprogramm. So werden jährlich vier Projektstipendien vergeben, die mit der Erarbeitung eines eigenständigen Werks, dessen Präsentation und Bewerbung verbunden sind. Bei ihrem ersten Schritt in die Kunstwelt werden die Stipendiaten dabei von Mentoren unterstützt, die ebenfalls künstlerisch tätig sind.
MORGENSTERN-PREIS:
Bewerbungsformular auf: www. kleinezeitung.at/morgenstern