Frau ist kein Anhängsel
Profilierte Journalistin hat Recht auf ihren Job.
Wir schreiben das Jahr 2019. Da ist es unerträglich, dass eine profilierte Journalistin berufliche Nachteile erleiden soll, weil ihr Ehemann in die Politik geht. Patricia Pawlicki ist diplomierte Politologin und Kommunikationswissenschaftlerin, stellt seit 1988 – also seit 31 Jahren – im ORF ihre journalistische Kompetenz unter Beweis, ob als Korrespondentin, Redakteurin im Radio und Fernsehen oder als Moderatorin. Sie hat nie die vom ORF geforderte Unabhängigkeit in irgendeiner Weise gefährdet.
Von uns unabhängigen Journalistinnen und Journalisten ist tagtäglich der Beweis zu erbringen und die Abwägung zu treffen, sich den Aufgaben objektiv zu stellen. Patricia Pawlicki würde wohl nicht auf die Idee kommen, ihren Ehemann, den Neosmann Helmut Brandstätter, zu interviewen. Zudem stehen profilierte Redaktionen dahinter, die das nicht zulassen würden. Nur, warum sollte sie nicht weiterhin andere Politikerinnen und Politiker so journalistisch fundiert wie bisher interviewen? Und so hartnäckig?
Es ist unerträglich, dass im Jahr 2019 Frauen noch immer in die Rolle eines Anhängsels ihres Ehemannes gedrängt werden, ungeachtet ihrer eigenständigen beruflichen Laufbahn. Soll sich Pawlicki scheiden lassen, damit sie nicht das Feld räumen muss? Das zeigt, wie unsinnig allein die Diskussion ist. Und allen, die diese Diskussion führen, sei die Frage gestellt: Wie würden Sie reagieren, handelte es sich um Ihre Ehefrau, Schwester oder Tochter?
Antonia Gössinger