Zur Person
eine Bildungsdiskussion über Inhalte führen, nicht immer nur über Strukturen. Was wollen wir unseren Kindern mitgeben, auch als soziale Wesen in einer Gesellschaft? Genügt es uns, wenn sie ein Computerkastl bedienen können? Es gibt viele engagierte Lehrer, die ihren Kindern mehr beibringen, als ein ipad zu bedienen, die sie auf das Leben in einer globalen Gesellschaft vorbereiten. Das wünsche ich mir, und keine Schule, die „soziale Arschlöcher“produziert, auf Wienerisch gesagt.
Es wird viel diskutiert über ein Grundeinkommen für jene, für die es keinen Arbeitsplatz mehr gibt. Die Politik weicht dem Thema aus.
Wir müssen uns dieser Diskussion stellen, aber wenn ich die jüngsten Studien zum Verdrängungswettbewerb lese, geht es auch um die Frage: Was tut denn die Gesellschaft mit Menschen, die sie nicht braucht, die auch die Unternehmen nicht brauchen? Hält man die nur beschäftigt, mit Videospielen etc.? Was passiert, wenn die sich zusammentun und sagen: Wir wollen nicht mehr unnütz sein.
Gibt es eine Alternative zur Finanzierung nicht-marktfähiger Arbeit, die zuletzt wenig geschätzt wurde?
Faktum ist, dass das Vermögen nach wie vor ungleich verteilt ist. Wir wollen, dass sich etwas ändert, obwohl die Vermögenden sich heute weltweit die Politik kaufen können. Das geht nur, indem du einen Druck der Zivilgesellschaft aufbaust.
Warten auf eine neue Revolution der Massen?
Da brauchen wir nicht lange warten. Vorige Woche haben wir den Ögb-sommerdialog gestartet, das sind Veranstaltungen zu verschiedenen Themen, wo wir darüber reden, was wir schon beschlossen haben, und Gästen aus der Zivilgesellschaft zuhören. Beim Thema Klima haben wir Fridays for Future dabeigehabt, Global 2000 etc. Da sind unglaublich engagierte Leute dabei. Das sind viele, und sie sind weltweit unterwegs. Auch sie stellen ganz stark die Verteilungsfrage. Katzian, geboren am 28. 10. 1956, verheiratet, ein Sohn. Der gelernte Bankkaufmann kommt aus der Angestelltengewerkschaft GPA, seit 1977 dort aktiv, seit 2018 Ögb-präsident.
Sie haben Ihr Mandat im September 2018 zurückgelegt. Tat Ihnen der Verzicht auf das Mandat zwischendurch schon einmal leid?
Nein, keine einzige Minute. Ich hatte mir vorgenommen, die Funktion überparteilich anzulegen, ich kandidiere diesmal auch auf keiner Liste. Es geht darum, eine starke Organisation zu bauen und unsere durchzusetzen, innerhalb der Organisation und auf Sozialpartnerebene – schauen wir einmal, ob das wieder funktioniert.
Und wenn nicht?
Dann sind wir dabei, den ÖGB so aufzustellen, dass er wieder stärker gegenmachtsfähig wird. Da brauche ich aber kein Parlament dazu.
ratswahl, und bei Wahlen geht es zunehmend auch um Personen. Sind Sie selbst eigentlich ein Machtmensch?
Ja, absolut. Macht ist etwas Positives, du brauchst Macht, um etwas zu verändern. Es kommt nur darauf an, wofür man sie einsetzt. Das ist wie mit dem Messer. Du kannst dir damit eine Scheibe Brot abschneiden oder jemanden abstechen.
Ex-kanzler Sebastian Kurz wird auch nachgesagt, dass er ein Machtmensch ist. Schlecht?
Falsch ist da gar nichts dran. Die Frage ist nur: Wenn ich die Macht habe – wie behandle ich dann die, die von Maßnahmen in meiner Macht betroffen sind? Versuche ich die einzubinden, einen gemeinsamen Weg mit ihnen zu finden? Oder sage ich: Habts mich gern, weil ich weiß es besser. Der Herr Altbundeskanzler hat die Macht für sich und für seine Überlegungen genützt, aber nicht den Dialog mit denen aufgenommen, die nicht dasselbe vertreten. Wenn ich das auch täte, könnte ich mit keinem Arbeitgeber reden.