In 42 Jahren um die Welt
Von Europa nach Amerika, Asien und zurück: Als Wirtschaftsdelegierter vertrat Michael Angerer die Interessen seiner Heimat in der ganzen Welt.
Der Heimat blieb Michael Angerer lange fern: Als Delegierter der Wirtschaftskammer lebte der Grazer in Bulgarien, Griechenland, den USA, Saudi-arabien, Jordanien und Tschechien – und hatte dabei Österreich immer im Blick: „Eine Aufgabe der Wirtschaftsdelegierten ist, heimischen Unternehmen zu helfen, im Ausland Fuß zu fassen.“Partnervermittlung für Firmen sozusagen. Das geht nicht von heute auf morgen: Delegierte bleiben oft länger im Ausland als Botschafter.
Früh bewies Angerer Flexibilität: In Graz geboren, siedelte er nach angefangenem Studium nach Wien, um in den Verfassungsdienst zu treten. Ein Jahr später folgte die Wirtschaftskammer: „Seit 1977 bin ich dort beschäftigt.“Den Arbeitgeber wechselte der Grazer nicht mehr, den Arbeitsplatz umso öfter.
Er begann ein Trainee
Programm als Wirtschaftsdelegierter – und fand sich umgehend auf dem Weg nach Sofia. Diese erste Station prägte sein Leben, einen Großteil seiner Karriere widmete Michael Angerer Osteuropa: „Außerdem habe ich in Bulgarien meine Frau Todorka kennengelernt.“
Das Paar musste bald umziehen, die Arbeit führte Angerer weiter nach Athen. In Griechenland erlebte er den Eubeitritt des Landes mit: „Dort hatte niemand daran geglaubt.“
Nach drei Jahren in den USA kam der große Kulturschock: Die Familie, inzwischen mit zwei Kindern, siedelte nach Saudi-arabien. „Ich sollte unser Büro in Dschidda leiten.“Diese Aufgabe bescherte Michael Angerer auch das Amt des Konsuls: „Ich musste etwa Visa ausstellen; für Saudis ist Österreich ein beliebtes Urlaubsziel.“Auch ein Stück Steiermark konnte Angerer nach Arabien holen – steirisches Holz für Moscheen in Mekka und Medina. uf Dschidda folgte Jordanien: „Saddam erschütterte die Region, das war überall zu spüren.“Nach einem Urlaub musste Angerer 1990 ohne Familie zurück – der zweite Golfkrieg tobte, kuwaitische Flüchtlinge strömten nach Jordanien. Nach dem Krieg war Angerer mit zuständig für Bagdad, die Strecke von Amman fuhr er mit dem Auto.
1999 zog es den Delegierten nach Prag, 2004 stieß auch Tschechien zur EU. Im Nachbarland herrschte ein Österreich-boom: „Viele investierten in Tschechien, darunter Steirer wie Mayr-melnhof oder Saubermacher.“
2006 kehrten Michael Angerer und seine Frau nach Sofia zurück. Und wieder erwies sich der Grazer als Vorbote der europäischen Einigung – auch in Bulgarien verfolgte er den Eu-beitritt mit.
Seit 2014 zurück in Österreich, tritt Michael Angerer im August in den Ruhestand. Den möchte er mit der Familie genießen. Und: immer, wenn sich die Gelegenheit ergibt, seine Geburtsstadt Graz besuchen.
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