Lautlose Grammatik
Andrea Lackner erforscht an der Uni Graz erstmals die Gebärdensprache abseits der Gebärden.
Schon immer hat sich Andrea Lackner für die Gebärdensprache interessiert – kam sie doch im elterlichen Sägewerk und in der Umgebung in Flachau mit Gehörlosen schon als Kind zusammen. Doch erst nach einem „Umweg“über Lehrerausbildung und einem Berufsleben als Sozialarbeiterin kam sie über die Sprachwissenschaft bzw. Translationswissenschaft (Dolmetsch) an der Uni Graz zur Gebärdensprache.
Da interessiert sich Lackner speziell für die Mimik und Gestik des Körpers, also die nicht-manuellen Elemente der Gebärdensprache, die die eigentlichen Gesten unterstützen. „Ich frage mich, welche Muster es hier gibt. Bei Ja/ Nein-fragen etwa geht der Kopf hinunter, bei den Wer/ Was/wann-fragen eher in die Höhe“, erläutert Lackner die wissenschaftliche Fragestel
lung. Gehörlose verwenden besonders den Raum um sich herum, um zeitliche oder örtliche Verhältnisse darzustellen und zu erklären. „Bisher weiß man noch ganz wenig darüber.“In ihrer Dissertation 2013, die vor zwei Jahren als (englischsprachiges) Buch erschienen ist, hat sie hier einzigartige Grundlagenarbeit geleistet.
Derzeit ist sie mit Unterstützung des Forschungsfonds und Partnern in Klagenfurt und aus der Gehörlosenwelt dabei, erstmals ein österreichweites Korpus (Sammlung) von Bei
Die Sprachwissenschaftlerin baut ein spezielles Korpus zu Gebärdensprache auf. anzulegen, die dann analysiert werden können. Es sind Videoaufnahmen von Gesprächen mit Gehörlosen, die dann in eine Art Partitur umgeschrieben werden und nach Körperhaltung, Blickrichtung, Nase-runzeln, Augenbrauenstellung etc. ausgewertet werden können. rchiviert wird das alles in den Niederlanden in einem dafür spezialisierten Archiv. „Wir wollen daraus eine Art Grammatik herausfiltern, die man dann später für den Unterricht verwenden kann“, erläutert Lackner eine konkrete Anwendung, die sich aus der vierjährigen Forschungsarbeit ergeben könnte.
Privat lebt die Forscherin mit ihrem Lebensgefährten und den beiden Kindern in der Oststeiermark – als weiteren Ausgleich zur Forschung singt sie im Chor und betreibt viel Sport.
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