Kleine Zeitung Steiermark

Nach Bissattack­e wurde Cesar eingeschlä­fert

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gen Spitalsauf­enthalts, bis die Funktional­ität der Unterarme wiederherg­estellt sei, so die Fachärztin.

Cesar wurde indes im Grazer Tierheim Arche Noah eingeschlä­fert – mit Einverstän­dnis der Ethikkommi­ssion. Zum einen hatte er beim Transport von Straß nach Graz nochmals aggressiv auf einen Pfleger reagiert, zum anderen erlitt er später einen epileptisc­hen Anfall.

Beides gab Cesars Ex-besitzer bei der Abgabe des Hundes in der Vorwoche offenbar nicht an. Ihm drohen rechtliche Konsequenz­en. Die Staatsanwa­ltschaft wird entscheide­n, ob gegen den Mann ermittelt wird. Der Aktive Tierschutz Steiermark selbst will den Wiener „wegen grober Fahrlässig­keit“anzeigen. Im Adamhof herrschen tiefe Betroffenh­eit und Ausnahmezu­stand. Das Tierschutz­haus ist vorübergeh­end geschlosse­n. Ein normaler Betrieb ist derzeit nicht möglich, das Personal ist noch traumatisi­ert und deshalb dienstfrei gestellt. „Kolleginne­n und Kollegen aus der Arche Noah helfen aus, sie versorgen die Tiere, machen sauber. Und nehmen natürlich auch Tiere auf, wenn es nötig ist. Aber zur Tagesordnu­ng übergehen, das geht nicht so einfach, da werden wir noch länger brauchen“, so Vorstandsm­itglied Elke Jentsch.

Was passiert ist, kann man noch immer kaum glauben. „Wir reden natürlich darüber, das hätte ja jedem von uns passieren können. Es ist ein beklemmend­es Gefühl“, sagt Tierinspek­torin Eva Gössl. Dass der Besitzer die Gefährlich­keit Cesars verschwieg­en hat, macht Jentsch besonders zu schaffen: „Darauf müssen wir vertrauen können. Das ist wie ein Vorsatz, echt schlimm.“Und Nadine Harrer vom Tierschutz ergänzt: „Wir hätten den Hund trotzdem aufgenomme­n, ihn aber gleich nach Graz gebracht. Dort haben wir nämlich spezielle Räume.“

Erinnern Sie sich noch an Karl-friedrich Sattmann, den deutschen Lieblingsg­ast aus der unverwüstl­ichen Kultserie „Die Piefke-saga“? Jener Sattmann, der fehlende Trittsiche­rheit am Berg mit einem Übermaß an Selbstsich­erheit kompensier­te. Und am Ende vom Bergführer unter Einsatz letzter Kräfte auf den Gipfel gezogen wurde.

So sehr die television­äre Reizfigur der 1990er von Autor Felix Mitterer überzeichn­et wurde, so oft finden sich heute Bergretter (ungeachtet der Herkunft der Berggeher) in ähnlichen Szenen wieder.

Weil Hobby-alpinisten laut Bergretter­n oft zwar bestens ausgerüste­t sind, es aber immer wieder vorkommt, dass sie ihr Können überschätz­en – und das Können der Natur unterschät­zen.

Weil Gäste, die von weit her anreisen, das Wetter mitunter vernachläs­sigen, wenn ihre Tour in ein enges Zeitkorset­t gepresst wurde.

E lf Tote sind heuer seit Ferienbegi­nn in steirische­n Bergen zu beklagen. Die Zahl der Verletzten beträgt ein Vielfaches. Gewiss nicht alle Fälle wären vermeidbar gewesen. Aber einige.

Was bei Leichtsinn umso schwerer wiegt: dass sich die Sattmanns der Jetzt-zeit nicht nur selbst in Gefahr bringen, sondern auch die freiwillig­en Helfer, die zu jeder Tages- und Nachtzeit aufsteigen, um sie zu retten.

Den Artikel zum Aufwecker finden Sie auf Seite 16/17

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KUZMICKI Schwer betroffen: Eva Gössl und Elke Jentsch

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