Wie ein Pilz Banane und Bauer in Bedrängnis bringt
In Kolumbien setzt ein aggressiver Pilz dem Bananenanbau zu, Handelsvertreter warnen vor dem drohenden Ende der Obstsorte. Aber ist die Sorge berechtigt?
Kolumbien hat den nationalen Notstand ausgerufen – und verantwortlich dafür zeichnet das Kürzel TR4. Dieses steht für „Tropical Race 4“und meint eine extrem aggressive Variante der Pilzerkrankung „Panama disease“. Der Bodenpilz greift Bananenpflanzen über deren Wurzeln an und lässt sie in Folge absterben. In Kolumbien sollen zumindest Bananenstauden auf 175 Hektar betroffen sein, der Großteil davon wurde bereits gerodet. Eine für die betroffenen Bauern dramatische Situation, die zudem bald Auswirkungen auf das weltweite Konsumverhalten haben könnte. In Österreich – und nicht nur dort – gelten Bananen gemeinsam mit Äpfeln als unumstrittenes Lieblingsobst. „Plantagen in ganz Lateinamerika und damit auch Bananen in deutschen Supermärkten könnten in wenigen Jahren Geschichte
sein“, ließ der deutsche Fruchthandels-verband in der „Bild“-zeitung wissen. „Ja, die Situation ist tatsächlich sehr gefährlich“, lässt auch Hartwig Kirner, Chef von Fairtrade Österreich und fürwahr kein Mensch der Übertreibung, im Gespräch mit der Kleinen Zeitung wissen. Erstmals habe die bisher zumeist in Asien und Afrika auftretende Bananenkrankheit
Plantagen in Lateinamerika befallen. Sie sei also „im Herzen des Bananenanbaus angekommen“, wie Kirner erzählt, wird doch der Großteil des Obstes in Kolumbien, Peru oder der Dominikanischen Republik kultiviert.
Vorerst sind zwar nur „Mikroflächen“offiziell von TR4 betroffen – insgesamt werden in Kolumbien auf 49.000 Hektar Bananen angebaut –, die große Gefahr geht aber von der drohenden Ansteckung aus. Laut Uno-welternährungsorganisation gebe es bei TR4 „bisher keine wirksamen Möglichkeiten der Ausrottung“.
Schon in den 1960er-jahren stand der Bananen-anbau vor ähnlichen Herausforderungen. Damals half erst der Sortenwechsel von der krankheitsbedingt dezimierten „Gros Michel“auf „Cavendish“. Heute werden 95 Prozent des Bananenhandels mit dieser gut transportierbaren und schmackhaften Sorte bestritten, in Österreich etwa werde „de facto keine andere Banane importiert“, erzählt Kirner.
Jetzt sei die Situation auch deswegen so dramatisch, weil man „keine Sorte wie Cavendish in der Hinterhand hat“. Bei allen anderen gängigen Varianten käme die Produktion deutlich teurer, die Ein-eurobanane im europäischen Handel wäre damit sicher Geschichte. Markus Zottler