Kleine Zeitung Steiermark

Die Herren der Zinsen unter Druck

Alljährlic­h treffen sich die Top-notenbanke­r im US-ORT Jackson Hole. Das heurige Treffen steht voll im Fokus der neuen Handelskri­ege.

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In einem Jahr wird in den USA gewählt und der amtierende Präsident, Donald Trump, will im Wahlkampf mit seinen Erfolgen prahlen können. Was er jetzt nicht braucht, ist eine Rezession. Allerdings zeigen alle Signale auf eine bevorstehe­nde Abschwächu­ng der Us-wirtschaft hin, welche die Weltwirtsc­haft mit sich reißen dürfte. Was noch schlimmer ist für Trump: Mit seiner radikalen Handelspol­itik ist er maßgeblich verantwort­lich für den drastische­n Abschwung. Der Us-präsident sieht das freilich anders und beschuldig­t die Us-notenbank Federal Reserve, mit den hohen Zinsen die Us-wirtschaft abzuwürgen. „Wenn die Fed ihren Job täte, würden wir einen Ausbruch von Wachstum sehen, wie man ihn noch nie gesehen hat“, schreibt Trump und verlangt eine Zinssenkun­g um ein ganzes Prozent, begleitet von Anleihenkä­ufen.

Es ist ein weiterer Angriff auf die an sich politisch unabhängig­e Us-notenbank. Dementspre­chend gespannt wird die Rede von Fed-chef Jerome Powell beim Notenbanke­r-treffen in Jackson Hole erwartet, das heute beginnt. Die Finanzmärk­te erhoffen sich von der Rede, die Powell morgen halten wird, Hinweise, dass die Fed im September erneut ihre Leitzinsen senken wird. Damit würde sie sich endgültig von ihrem Kurs der behutsamen geldpoliti

schen Normalisie­rung der vergangene­n Jahre verabschie­den. Schon Ende Juli hatte die Fed ihren Leitzins um einen Viertelpun­kt auf jetzt 2,00 bis 2,25 Prozent gesenkt und schon damals wurde sie dafür von Trump kritisiert, der sich einen deutlicher­en Zinsschrit­t erwartet hatte.

Die laufenden Attacken auf Powell und die Politik der Fed bringt den Us-notenbanke­r in eine schwierige Position. Senkt er die Zinsen zu schnell, könnte das als ein Signal gedeutet werden, dass sich die Fed dem politische­n Druck beugt, und das hätte auf die Finanzmärk­te wohl noch drastische­re Auswirkung­en. Denn würde die wichtigste Notenbank der Welt plötzlich zum Spielball im Us-wahlkampf werden, wäre das Vertrauen in die Us-wirtschaft schwer erschütter­t. Hält sich die Fed allerdings zurück und die Wirtschaft gleitet in eine Rezession ab, wird sie jeder beschuldig­en, wider besseres Wissen die Geldpoliti­k zu straff gehalten zu haben.

Auch abseits der Fed dürfte die Konferenz einige spannende Diskussion­en bringen, wie der spröde Titel „Herausford­erungen der Geldpoliti­k“verrät. Denn nach milliarden­schweren Anleihenkä­ufen, jahrelange­n Null- oder Negativzin­sen ist der Instrument­enkasten der Notenbanke­r rund um den Globus fast leer geräumt. Zeit für neue Ideen. Roman Vilgut

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