Kleine Zeitung Steiermark

„Niemand wird weise geboren“

- Von Manuela Tschida-swoboda

Paul Lendvai wird am Samstag 90 Jahre alt. Ein Gespräch mit der österreich­ischen Journalist­en-legende über die alte Garde und die neue politische Schamlosig­keit.

über die deutsche Kanzlerin nur heißt, sie sei eine Verräterin des Christentu­ms und eine Verräterin der CDU. Orbáns Leibjourna­listen und Ratgeber sagen das! Merkel befindet sich damit übrigens in guter Gesellscha­ft, denn dieselben Leute haben auch Papst Franziskus einen debilen Idioten genannt. Und Orbán und seine Partei lassen das zu! Was die Schamlosig­keit betrifft, wird man auch in Amerika fündig. Oder in Großbritan­nien, wo nun Boris Johnson, ein ausgewiese­ner Lügner, der es schon als Journalist mit der Wahrheit nie so genau genommen hat, Premiermin­ister ist. Diesbezügl­ich ist es eine unglaublic­he Ära, in der wir leben. Und hierzuland­e ist es tatsächlic­h möglich, dass der ehemalige Vizekanzle­r Pressekonf­erenzen am laufenden Band gibt, ... seits ist es aber viel leichter geworden, Lügen und Diffamieru­ngen in Windeseile in aller Welt zu verbreiten. Und die einfachen Menschen glauben dann noch alles, was sie lesen. Auch die Jugend ist davor nicht gefeit.

Ist die Medienland­schaft problemati­scher geworden?

Ganz sicher. Allein schon durch das Postulat der Schnelligk­eit. Selbst mein ORF, für den ich so lange gearbeitet habe, muss sich da hüten. Da gibt es den brillanche­fs ten Politologe­n Peter Filzmaier, der innerhalb kürzester Zeit den Succus aus einer Geschichte herausholt, aber mit der Geschwindi­gkeit eines Expresszug­s, eines TGV spricht. Nicht alle können das mitbekomme­n. Auch diese wirklich begabte Politikeri­n Beate Meinl-reisinger, die geistreich ist und hervorrage­nd formuliert: Wer versteht, was sie sagt, wenn sie so schnell spricht? Kreisky wusste schon, warum er so langsam sprach.

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