Ibiza ist nicht Knittelfeld
Die FPÖ verdrängt Heinz-christian Strache von „seiner“Facebook-seite. Dadurch wird eine subtile Entfremdung sichtbar. Doch von Ibiza nach Knittelfeld ist es ein weiter Weg.
Strache steht drauf, aber Norbert Hofer ist drin: Das gilt seit einigen Tagen für die Facebook-seite des einstigen Vizekanzlers. Die wirkmächtige Seite „HC Strache“mit rund 750.000 Followern zeigt zwar weiterhin das Konterfei des Ex-fpö-chefs, aber die Inhalte werden von Fpöadministratoren abgesegnet. Strache wiegelt nach außen ab und spricht von „gegenseitigem Einvernehmen“und einer im Wahlkampf eben notwendigen Abstimmung. Doch das ist in Wahrheit eine notdürftig als Dementi geschminkte Bestätigung.
Strache wurde also in Bezug auf seinen Internet-auftritt zumindest teilentmündigt, und er wird sich wohl kaum gedacht haben: „Gefällt mir“. Die Bevormundung kommt für ihn zum schlechtestmöglichen Zeitpunkt: Er kann, selbst wenn er wollte, nicht mehr mit einer eigenen Liste bei der Nationalratswahl antreten, denn die Frist dafür ist in der Vorwoche abgelaufen. Sofort danach schaltete die FPÖ auf hart.
Seit Ibiza läuft die subtile Entfremdung zwischen dem einst umjubelten Zugpferd und der
Partei. Man hat sich auseinandergelebt, denn die Ziele sind zu verschieden: Die FPÖ will Gras über Ibiza wachsen lassen und bei halbwegs gutem Wind ein Wahlergebnis in die Scheune bringen, das auch in Zukunft möglichst viel Einfluss und Posten sichert. Strache hingegen will sich selbst reinwaschen, spricht fast täglich von Ibiza und scheint nicht abgeneigt, bei erkennbarem Scheitern seiner Rehabilitierung notfalls eben den gesamten blauen Laden in die Luft zu jagen.
Droht der FPÖ also ein „neues Knittelfeld“, mithin die erneute Parteispaltung wie schon 2002 bzw. 2005 mit der Abspaltung des von Beginn an wenig zukunftsträchtigen „Bündnis Zukunft Österreich“? Eher nein, denn die Ausgangslage ist anders. Die Abtrünnigen rund um Jörg Haider hatten damals nämlich ein Ass im Ärmel, das Strache fehlt: die Regierungsbeteiligung und damit den Zugang zu Geld und Macht. Strache hingegen ist gegenwärtig ein Verfemter, dem sich in der etablierten Polit-szene keine Türe öffnet. Er könnte also höchstens eine „außerparlamentarische Opposition“um sich scharen – mit der Gefahr, jene Art Glücksritter anzuziehen, denen das Krawallmachen wichtiger ist als das politische Mitgestalten. Strache müsste schon sehr waidwund und beruflich völlig chancenlos sein, um sich so massiv an der weiteren eigenen Demontage zu beteiligen. o oder so ist der Ex-obmann für sein Lager zum Problem geworden. Die gar nicht einfachen „einfachen Parteimitglieder“scheinen Teil des Fpö-karmas zu sein. Die politische Konkurrenz wäre gut beraten, statt Schadenfreude eher das warnende Beispiel zu sehen. Denn auch andere Parteien haben ihr gesamtes Wohl und Wehe über Gebühr an eine einzige Person geknüpft – siehe die Sondervollmachten für Sebastian Kurz in der „neuen ÖVP“, die derzeit ein Kanzlerwahlverein ohne Kanzler ist. Nur in der SPÖ ist die Personenkult-gefahr momentan inexistent.
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