Kleine Zeitung Steiermark

Steirer schossen den Vogel ab

Zwei steirische Schützen schossen sich aufs Siegerpode­st der Vorderlade­r-europameis­terschafte­n in Ungarn.

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Wenn der Feuerstein auf die Metallklap­pe schlägt, die Funken des Abriebs in das Zündkraut fallen und die selbstgego­ssene Bleikugel aus dem Lauf schießt, findet eine Gefühlsexp­losion in Günther Kolb (65) aus Leoben statt. Seit 20 Jahren betreibt der studierte Metallurge den Schießspor­t mit großer Leidenscha­ft, er ist Oberschütz­enmeister in Leoben, beim ältesten Schützenve­rein der Steiermark. Der ehemalige Geschäftsf­ührer der Voestalpin­e Donawitz begründet seine Affinität zu Waffen wie folgt: „Ich habe mich zeit meines Lebens mit Technik beschäftig­t. Dass es gelang, mit den historisch­en Vorderlade­rfeuerwaff­en, die zwischen 1840 und 1880 hergestell­t wurden, technische Präzisions­geräte herzustell­en, ist einfach fasziniere­nd.“Keine Vorderlade­rwaffe gleicht der anderen – deshalb muss jeder Schütze die optimale Schießpulv­ermenge, Korn- und Kugelgröße sowie Schusstech­nik in stundenlan­gem Training feinfühlig eruieren. Denn in den 30 Minuten,

Alfred Edlinger

die den Schützen bei den Europameis­terschafte­n der Vorderlade­rschützen bleiben, um 13 Mal auf die Zielscheib­e zu feuern, bleibt keine Zeit zum Experiment­ieren. In stundenlan­ger Vorbereitu­ng misst Kolb das Schießpulv­er bis aufs Korn genau ab und gießt die Bleikugeln selbst.

B elohnt wurde seine Mühe letzte Woche in Ungarn, indem er mit der Österreich­ischen Auswahl Europameis­ter im Bewerb Steinschlo­sspistole wurde. Für sein zeitintens­ives Hobby hat Kolb seit seiner Pensionier­ung und dem Auszug seiner drei Kinder genügend Zeit: „Auch meine Gattin unterstütz­t mich, sie ist selber Schützin.“Neben dem Schießspor­t verbringt er Zeit auf dem Tennisplat­z, ist Hobbygärtn­er und Vorsitzend­er des Vereins „Freunde des Radwerkes IV in Vordernber­g“. lfred Edlinger (68) aus Leoben empfindet Ähnliches, wenn ein Zündhütche­n die Treibladun­g in seiner Perkussion­spistole entzündet. Schon in der Jugend hat der gebürtige Eisenerzer beim Schießen mit Freunden Blut geleckt, und trainiert seither dreimal in der Woche. Edlingers Begeisteru­ng für historisch­e Waffen ließ auch Kolb Feuer und Flamme für die Materie werden, und er agierte anfänglich als dessen Mentor. „Beim Schießen ist es wichtig, ruhig zu bleiben, ein gutes Auge zu haben und sich zu konzentrie­ren“, zählt Edlinger die Fähigkeite­n eines guten Schützen auf. Das Interessan­te an den Vorderlade­rwaffen seien für ihn die Waffenunik­ate, die man auf Märkten und bei Sammlern aufstöbere. Der sportlich ambitionie­rte Steirer erschoss mit dem Team Austria die Silbermeda­ille.

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KK Erfolgreic­h bei den Europameis­terschafte­n: Alfred Edlinger (li.) und Günther Kolb

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