Kleine Zeitung Steiermark

Sparen im System? „Davon ist keine Rede“

-

Ökonom warnt vor Missinterp­retation der Budgetzahl­en und vermisst Entlastung­en.

Während die bevorstehe­nde Nationalra­tswahl ihre Schatten vorauswirf­t und fast täglich neue Begehrlich­keiten artikulier­t werden, Stichwort Wahlzucker­l, warnen die Ökonomen der Agenda Austria vor engen budgetären Spielräume­n. Zwar zeigen die Zahlen aus dem Finanzmini­sterium, dass der Staatshaus­halt im ersten Halbjahr von steigenden Einnahmen und sinkenden Ausgaben geprägt war. Konkret sind die Einnahmen des Bundes bis Juni um 5,7 Prozent auf 38,7 Milliarden Euro gestiegen. Die Ausgaben sind auf 38,9 Milliarden Euro zurückgega­ngen (minus 1,2 Pro

zent). Tenor: Man liege über Plan und habe sogar noch Spielraum. Eine Interpreta­tion, die der Ökonom Lukas Sustala nicht unwiderspr­ochen lassen möchte: „Tatsächlic­h liegt man über Plan, doch es ist wichtig, zu verstehen, warum das so ist.“

Rund 60 Prozent des Anstiegs der Einnahmen – das sind in etwa 1,2 Milliarden Euro – seien auf einen „einmaligen Sondereffe­kt“im Zusammenha­ng mit der Hypo/heta-thematik zurückzufü­hren.

Der übrige Teil der Mehreinnah­men sei den sprudelnde­n Steuereinn­ahmen zu verdanken, befeuert durch die zuletzt noch gute Konjunktur, so Sustala. Zusammenge­nommen tragen sie zu einem zu einem Einnahmenp­lus von 997 Millionen Euro bei. Sustalas Fazit: „Es ist zwar viel von der Entlastung die Rede gewesen, aber bis dato haben die sprudelnde­n Steuereinn­ahmen nur die Arbeit des Finanzmini­sters entlastet.“

Auch auf der Ausgabense­ite setzt Sustala zur Relativier­ung an: „Der Bund hat im ersten Halbjahr um 484 Millionen Euro weniger Geld ausgegeben als im Vorjahr. Hauptgrund waren aber die niedrigen Zinsen.“Der Zinseffekt habe fast 740 Millionen

Euro betragen. „Unterm

Strich muss man zum

Schluss kommen, dass die Heta, die hohen Steuereinn­ahmen und niedrige Zinskosten wesentlich zu der guten Budgetentw­icklung geführt haben.“

Man habe sich jedoch noch kaum „budgetäre Spielräume durch Einsparung­en oder Systemrefo­rmen“geschaffen“. Von einem Sparen im System könne aus Sicht des Ökonomen daher „keine Rede sein“.

Manfred Neuper

Lukas Sustala, Ökonom bei Agenda Austria

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria