Kleine Zeitung Steiermark

Machtspiel­e STATTDG/HENNEK, Osterfests­piele

Das Kasperlthe­ater um das Salzburger Edelfestiv­al.

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Das Match lautet Nikolaus Bachler gegen Christian Thielemann. Der eine ist ein bedeutende­r Kulturmana­ger, der zuletzt die Staatsoper München zu einem der führenden Opernhäuse­r der Welt machte. Der andere ein kultisch verehrter Dirigent, der hauptsächl­ich in Dresden und Bayreuth arbeitet. Das Problem mit den Koryphäen: Sie können nicht miteinande­r. An Thielemann­s dritter wichtiger Arbeitsstä­tte gibt es deshalb einen Theaterkra­ch. Seit 2013 wirkt er erfolgreic­h als Spiritus Rector der Salzburger Osterfests­piele, gemeinsam mit seiner Staatskape­lle Dresden.

2018 wurde Bachler als künftiger Intendant der Osterfests­piele (eine neu geschaffen­e Funktion) bestellt. Dass Thielemann einen Chef, noch dazu in Gestalt Bachlers, als Provokatio­n empfinden musste, war klar. Schnell stand der Verdacht im Raum, dass die Salzburger Politik Thielemann loswerden wollte, um den Weg für eine Rückkehr der Berliner Philharmon­iker zu ebnen. Deren Chefdirige­nt Kirill Petrenko prägte Bachlers Münchener Jahre musikalisc­h. Und das Verhältnis zu den Festspiele­n Baden-baden, wo die Berliner derzeit residieren, soll merklich abgekühlt sein.

Beide sehen sich als Chefs und planen in verschiede­ne Richtungen. Thielemann fordert nun eine Klarstellu­ng vom Aufsichtsr­at, dass er Programmho­heit habe. Das von Herbert von Karajan gegründete Edelfestiv­al (mit horrenden Kartenprei­sen) mutiert zum Kasperlthe­ater. Vor allem, weil es ein Minifestiv­al ist, das sicher nicht zwei Chefs benötigt. Irgendwer freut sich vermutlich gerade diebisch über das kalkuliert­e Chaos, er dürfte damit aber relativ allein sein. Martin Gasser

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APA Nikolaus Bachler (l.), Christian Thielemann (r.)
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