Großes Dossier und Interview
Kleine-zeitung-app kleinezeitung.at analytiker und Experte für das Spannungsfeld von Umwelt und Verkehr, hat das schwedische 70-Prozent-ziel unter die Lupe genommen. Er hält es nicht für realistisch.
Um minus 70 Prozent zu erreichen, müsste man laut Kågeson die Treibstoffpreise verdoppeln oder einen nationalen Emissionshandel für jene Bereiche, die der Eu-emissionshandel nicht abdeckt, einführen. Werde das nur national umgesetzt, würde es Haushalte und Unternehmen schwer treffen.
„Politiker werden große Schwierigkeiten haben, wenn sie ihre Wählerschaft von höheren Steuern überzeugen müssen“, sagt der Wissenschaftler. Ein realistischer Kom- promiss zwischen politischen Zielen und Praxis liegt für ihn bei minus 40 bis 45 Prozent.
Die südschwedische Stadt Växjö hat indes ein noch ehrgeizigeres Umweltprogramm. 2030 soll die 94.000-Einwohner-kommune, die sich „Grünste Stadt Europas“ nennt, völlig frei von fossilen Energieträgern sein. 50 Prozent aller Strecken sollen dann mit den Öffis, dem Rad oder zu Fuß zurückgelegt werden. „Die Verkehrsziele sind die härtesten Nüsse“, sagt Bürgermeisterin Anna Tenje. „Hier gilt es, das eigene Verhalten zu ändern.“
Das Wichtigste sei, dass überhaupt Wahlmöglichkeit bestehe, betont Tenje. „Wir haben vor einigen Jahren die Anzahl der Busse im Stadtgebiet auf 40 verdoppelt. Wenn wir neue Stadtteile entwickeln, stellen wir sicher, dass Busse und Radwege dort sind, sobald das erste Haus gebaut wird.“Die Busse fahren mit Biogas aus dem Biomüll der Stadt.
Um Bewusstsein für nachhaltige Mobilität zu schaffen, müsse man bei den Kindern anfangen, meint Tenje. „Man muss sicherstellen, dass Eltern ihre Kinder nicht mit dem Auto zur Schule bringen. Wenn die Kinder selbst sagen, sie möchten zu Fuß gehen oder mit dem Rad fahren, werden das die Eltern rezipieren.“