Kleine Zeitung Steiermark

Parteifina­nzen: Intranspar­ent bis zuletzt

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Die ÖVP ist Spendenkai­serin unter Österreich­s Parteien: Allein 2018 und heuer erhielt sie 2,76 Millionen Euro. Und die SPÖ erbte.

Wann gibt eine Großpartei Einblick, woher sie – außer vom Steuerzahl­er über die Parteiförd­erung – das Geld bekommen hat, mit dem sie ihre Mitarbeite­r bezahlt und Wahlkämpfe bestreitet? Erst, wenn es nicht mehr anders geht. Diesen Eindruck machten zumindest ÖVP und SPÖ in den vergangene­n Tagen.

Den Anfang machte am Dienstag die ÖVP – sie kam einer Recherche des „Standards“zuvor und veröffentl­ichte eine vollständi­gere Liste ihrer Parteispen­den als bisher: Demnach konnte die Partei seit 2018 2,76 Millionen Euro an Spenden auf die Habenseite schreiben.

Allein Milliarden­erbin Heidi Goëss-horten trennte sich im Vorjahr demnach von 588.000 und heuer von 343.000 Euro zugunsten der ÖVP – gestückelt in 49.000-Euro-monatstran­chen und damit just unter der Grenze, ab der die Summe dem Rechnungsh­of gemeldet und von diesem veröffentl­icht werden muss.

Dazu gesellt sich Stefan Pierer, Vorstandsv­orsitzende­r der KTM AG, der der ÖVP seit 2017 436.563 Euro überwies. Weitere Spender der Volksparte­i: die IGO Industries des Tiroler Bauinvesto­rs Klaus Ortner, deren Spende sich 2018 auf 430.000 Euro belief, und der ehemalige Präsident der Industriel­lenvereini­gung, Peter Mitterbaue­r, der der ÖVP im Vorjahr 166.000 Euro, heuer bereits 132.000 Euro hat zukommen lassen.

2019 spendeten auch die Unternehme­r Rudolf Gürtler und Elisabeth Umdasch 65.000 bzw. 60.000 Euro.

„Im Gegensatz zur SPÖ nennen wir nicht nur die Summe der Spenden, sondern auch die Namen der Spender“, erklärte Övp-generalsek­retär Karl Nehammer bei der Veröffentl­ichung – eine Attacke, die die Sozialdemo­kraten nicht auf sich sitzen ließen und am Mittwoch auf ihrer Website nun auch Spendernam­en und Einzelsumm­en öffentlich machten.

2019 hat die Partei demnach bisher 18.175 Euro an Spenden eingenomme­n, im Vorjahr insgesamt 747.062 Euro. Die „Großspende­n“kommen demzufolge bei der SPÖ ausschließ­lich aus Hinterlass­enschaften (siehe Grafik).

Neben der ÖVP haben damit noch die Neos mit dem Industriel­len Hans Peter Haselstein­er einen Großspende­r. Der Bauunterne­hmer spendete von 2017 bis jetzt insgesamt 833.000 Euro.

Seit Anfang Juli gelten für Parteispen­den ohnehin neue Regeln: SPÖ, FPÖ und Jetzt haben eine Obergrenze für Parteispen­den eingeführt. Pro Jahr und Spender darf eine Partei maximal 7500 Euro entgegenne­hmen. In Summe darf eine Partei außerdem maximal 750.000 Euro pro Jahr an Spendengel­dern annehmen. Fachleute kritisiere­n die Regelung und plädieren eher für mehr Transparen­z als für Obergrenze­n.

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In der Defensive: Die ÖVP (Parteichef Kurz und General Nehammer) gab

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