Kleine Zeitung Steiermark

Herr und Frau Doktor als Scheinpati­enten

Weil Krankenkas­se jahrelang für gefälschte Honorarnot­en zahlte, konnten sich Geschwiste­r ihr Studium finanziere­n.

- Von Wilfried Rombold

Bis wann haben Sie in Graz Medizin studiert?“, will Richterin Gudrun Schmitt von Frau Dr. med. dent. wissen. „Ewig lange“, grübelt die Angeklagte und kommt beim Nachzählen auf über 32 Semester. Auch für den mitangekla­gten Bruder, Arzt in einem Ordensspit­al, war der Weg zum Doktortite­l lang. Wegen schweren gewerbsmäß­igen Betrugs steht das Paar vor dem Schöffense­nat – und bekennt sich schuldig. Nicht als Mediziner, sondern als (Schein-)patienten soll es eine Krankenkas­se um fast 250.000 Euro geprellt haben.

Die berufliche Karriere der Geschwiste­r mit kroatische­n

Wurzeln war vom Elternhaus vorgegeben. Doch nach einigen Jahren versiegte die finanziell­e Unterstütz­ung von daheim. Nebenjobs bremsten den Studienerf­olg weiter, da bot dem angehenden Arzt 2008 ein Mann namens „Drago“seine Dienste an. Der Computerfa­chmann wusste, wie leicht man die private deutsche Krankenkas­se des Studenten täuschen kann.

Es wurden Honorare früherer Spitalsbeh­andlungen einfach mit neuem Datum versehen und eingereich­t. Prompt überwies die Versicheru­ng das Geld auf das Konto des Studenten. „Copy und paste“nennt der Verteidige­r das Verfahren: Befunde und Behandlung­en wurden von alten in eine neue Honorarnot­e hineinkopi­ert. „Und die Versicheru­ng hat das alles unreflekti­ert ausbezahlt.“Bis zu 14.000 Euro pro Rechnung.

40 Angriffe und einen Schaden von 208.000 Euro beim Mann, 34.000 Euro Schaden bei der Frau listet die Anklage auf. Sie habe sich von ihrem Bruder dazu verleiten lassen, in ihrer Studienzei­t sei es eine hilfreiche „finanziell­e Spritze“gewesen, erklärt die Zahnärztin. ei ihrem älteren Bruder floss das Geld vorwiegend ins Begleichen von Spielschul­den. Auch daran trage „Drago“Mitschuld. Er habe ihn erst in dubiose Poker- und Würfelrund­en gebracht. Leider fehlt von dem Kroaten, der auch die falschen Rechnungen gebastelt haben soll, heute jede Spur.

Das Urteil: Zehn Monate bedingt für Frau Doktor, 20 Monate für den Bruder, fünf davon unbedingt (nicht rechtskräf­tig). Sie hat das Geld zurückbeza­hlt, er wird noch länger an der Wiedergutm­achung herumdokte­rn.

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