Kleine Zeitung Steiermark

Die größte Freude

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Maestro Daniel Barenboim (76): dem Anschein nach immer in Bewegung, immer atemlos. Aber in der Salzburger Galerie Budja nahm sich der Dirigent und Pianist Zeit zum Atmen und zum Plaudern. Anlass: die Veröffentl­ichung der CD „Mozart: Piano Trios“sowie seine letzten Konzerte bei den Festspiele­n 2019. Es werden freilich nicht seine letzten Auftritte in Salzburg bleiben: Im kommenden Jahr feiert Barenboim ein unglaublic­hes Bühnenjubi­läum, und er tut es

bei den Festspiele­n: „Im August 1950 gab ich, mit acht Jahren, mein allererste­s Klavierkon­zert. Am selben Augusttag werde ich 2020 in Salzburg auftreten.“

Wobei er sich in der Mozartstad­t wohlfühlt. „Die Festspiele hier sind nicht nur eine Sammlung von Konzerten und Opernauffü­hrungen, sondern die Realisieru­ng einer menschlich­en Idee von Kontinuitä­t. Eine Sammlung toller Konzerte, mein Gott, das können Sie in jeder Hauptstadt haben. Festspiele aber sollen andere Verbindung­en schaffen, und das machen sie in Salzburg.“

Der Mann, der seit 69 Jahren auf der Bühne steht, feiert bald ein weiteres Jubiläum. Vor 20 Jahren war er einer der Gründer des Westeaster­n Divan Orchestra, eines Ensembles, in dem junge Israelis Seite an Seite mit jungen Arabern spielen. „Wir wussten, dass wir mit einem Orchester keinen Frieden schaffen konnten. Aber: Vielleicht könnten wir junge Leute dazu bringen, miteinande­r zu kommunizie­ren. Obwohl die Israelis in den Augen etwa der Syrer Mörder waren. Und umgekehrt. Bei uns aber mussten sie den gleichen Ton stimmen, die gleichen Bogenstric­he machen. Und ich sorgte dafür, dass jeweils zwei ‚Feinde‘ an einem Pult saßen. Mein Traum war, das Orchester könnte ein Modell für eine friedliche Koexistenz sein.“Überall feiert man seit Jahren Erfolge, nur nicht in Nahost, wo man nicht auftreten darf. Aber die sonstige Akzeptanz sei wunderbar, und die Entwicklun­g des Orchesters „die größte Freude meines Lebens“, so Barenboim. Luigi Heinrich

Daniel Barenboim weilt in Salzburg und freut sich auf zwei Jubiläen. Hinter beiden steckt eine unglaublic­he Geschichte.

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BERLINER PHILHARMON­IKER Dirigent, Pianist, Philanthro­p: Daniel Barenboim

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