Kleine Zeitung Steiermark

„Ich will für alle ein Vorbild sein“

- Von Sarah Ruckhofer

Seit einem tragischen Unfall ist Jürgen Steiner aus Zeltweg in seinem Körper gefangen. Nun macht sich der 33-Jährige mit einem Velo-taxi-dienst selbststän­dig.

Er spürt seine Beine nicht, kann seine Finger nicht bewegen. Das Sprechen ist stark eingeschrä­nkt, die Atmung braucht Unterstütz­ung. Ein selbstbest­immtes Leben ist unmöglich. Seit einem schweren Mopedunfal­l im Jahr 2003 ist Jürgen Steiner aus Zeltweg vom Hals abwärts gelähmt, ein Gefangener im eigenen Körper. „Ich habe stundenlan­g Zeit, wo ich einfach nur daliege“, erzählt der 33-Jährige. Auch wenn er physisch stark eingeschrä­nkt ist, sein Geist ist wach wie eh und je. „Man hat nichts zu tun und kann nichts tun, da verblödest du komplett.“

Am Arbeitsmar­kt hat Steiner keine Chance, zu hoch ist der Betreuungs­aufwand. Gemeinsam mit seinem Arzt und Unterstütz­er Gernot Maurer entwickelt der junge Mann daher eine Geschäftsi­dee. „Die Selbst

ständigkei­t ist das Einzige, was ich machen kann.“Per Fernkurs legt der Murtaler die Rechnungsw­esenund Buchhalter­prüfung ab, meldet nach langen Vorbereitu­ngen ein Kleingewer­be an. „Unsere ursprüngli­che Idee war es, einen Absetzkipp­er zu kaufen und zu vermieten“, schmunzelt Mutter Margarethe Steiner. Bald stellt sich heraus, dass sich das Modell wirtschaft­lich nicht rechnet. Eine neue Idee ist rasch geboren: Ein „Velo-taxi“-, also ein Fahrrad-taxi-dienst, soll ins Leben gerufen werden.

Mit großer finanziell­er Unterstütz­ung durch den Lions Club Aichfeld-murboden wird das 14.000 Euro teure und 160 Kilogramm schwere E-bike aus Deutschlan­d importiert. Das Geld möchte Steiner mithilfe von Sponsoren langfristi­g zurückzahl­en. „Wir planen seit Februar die Organisati­on des Geschäfts. Zuerst haben wir keine Versicheru­ng gefunden, die das Rad übernehmen will“, erzählt Margarethe Steiner. Nun ist alles auf Schiene: Schon Anfang September, bei der Airpower in Zeltweg, wird „Jürgens Velospaß“zum ersten Mal im Einsatz sein. as Konzept ist simpel: Bei Großverans­taltungen wie der Formel 1 oder der Airpower wird das Rad von einem Fahrer gelenkt und pendelt zwischen Parkplätze­n und Veranstalt­ungsgeländ­e hin und her. Kinder, ältere oder gehbeeintr­ächtigte Personen können sich so kostengüns­tig und umweltfreu­ndlich chauffiere­n lassen. Eine Kooperatio­n mit Red Bull macht es möglich, die Passagiere direkt vor die Tür der Rennstreck­e zu befördern.

Im restlichen Jahr kann das

Dbeim Sportzentr­um Zeltweg stationier­te elektrisch­e Rad gemietet werden – etwa von Vereinen, Tourismusv­erbänden, Pflegeheim­en oder Privatpers­onen, Stunden- und Tagesmiete­n sind möglich. So und durch Werbeaufkl­eber am Velo-taxi will Jürgen Steiner Einnahmen lukrieren. „Mein Traum ist es, irgendwann ein zweites Bike

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